Cori S. Socaciu

Autorin | Social Entrepreneur | Consultant, Ffm

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Start-ups: Innovative Geschäftsideen unter dem Radar

Das Sicherheits-IT-Startup von Khanh Tuong und Patrick Helmig steckt noch in den Kinderschuhen. Foto: Andreas Arnold

Auf einem dünnen Seil balanciert ein kleiner Elefant über eine Schlucht. „Du schaffst das!" steht auf der Postkarte, die an der Wand des Zehn-Quadratmeter-Büros von Lukas Naab hängt. Gemeinsam mit seinem besten Freund Matthias Bay arbeitet der 32-jährige Politologe seit April diesen Jahres an einer Software, die das Medizincontrolling von Krankenhäusern revolutionieren soll.

„Man muss sich immer wieder selbst motivieren", sagt der Gründer, denn bisher werfe die innovative Software noch keinen Gewinn ab. Seit April ist das Projekt Minds-Medical im Gründungszentrum der Uni Frankfurt, dem „Goethe-Unibator", angesiedelt. „Wir haben noch einen langen Weg vor uns, bis das Produkt ausgereift ist und die Software an den Markt gehen kann."

Obwohl die offizielle Gründung noch aussteht, ist das Projekt der beiden Absolventen Bay und Naab schon jetzt für den Goethe-Innovations-Preis nominiert. Die mit 10 000 Euro dotierte Auszeichnung der Goethe-Universität wird heute Abend beim Innovationsforum 2015 im Casino am Campus Westend verliehen. „Dieser Preis wäre für uns eine wichtige Anerkennung", sagt Naab. „Damit könnten wir auch einen Teil unserer Entwicklungskosten decken."

Gemeinsam mit einer großen Klinikgruppe arbeiten Bay und Naab an den einzelnen Komponenten der Software. Den Namen der Klinik, an der das neuartige Programm derzeit getestet wird kommt, hält Naab unter Verschluss. „Wir müssen noch mindestens ein Jahr lang unter dem Radar fliegen", sagt Naab, der seine Worte vorsichtig wählt, wenn er über die Eigenschaften der Software spricht. „Leider ist Software nicht patentierbar. Ein großes Softwarehaus hat die Kapazitäten, um unsere Idee womöglich in deutlich kürzerer Zeit zu realisieren." Die Software beschreiben die Gründer als einen automatisierten „Echtzeit-Grouper", der in bestehende Krankenhausinformationssysteme integriert werde und Ärzten sowie Medizincontrollern die Arbeit erleichtern könnte. Krankenhauspersonal werde mit Minds-Medical halb so viel Zeit für das Erstellen von Patientenrechnungen aufwenden müssen, preist Naab bereits an.

Hoffnung auf breite Finanzierung

Derzeit bewerben sich Bay und Naab mit Minds-Medical auch für weitere Förderprojekte. Durch eine breitere Finanzierung hoffen die berufstätigen Absolventen der Goethe-Uni ihr Gründungsprojekt zukünftig hauptberuflich voranzutreiben, um dann bis Ende 2016 an den Markt zu gehen und größeren Konkurrenten zuvorzukommen. „Jede Förderung kann uns dabei unterstützen, etwas schneller voranzukommen", sagt Naab.

Auch Patrick Helmig und Khanh Tuong, ebenfalls Finalisten für den Goethe-Innovations-Preis, versuchen ihre Idee zu schützen. Die Plattform Secdash ist bereits seit Jahresanfang mit wachsender Nutzerzahl auf dem Markt. Mit ihrer Dienstleistungs-Plattform helfen sie vor allem Agenturen und Unternehmen, Sicherheitslücken von Websites rechtzeitig zu erkennen.

Der Informatiker Patrick Helmig hat hierfür einen eigenen Algorithmus entwickelt, mit dem er das Internet nach Informationen über Sicherheitsrisiken scannt und Kunden, die davon betroffen sind, rechtzeitig informiert. Die Arbeit im Unibator beschreiben die beiden Gründer als bereichernd. Neben dem sehr günstigen Büroraum, für den sie rund 50 Euro im Monat zahlen, könnten sie sich mit Mentoren austauschen und sich mit anderen Start-ups beraten.

Den beiden Gründern ist an einem natürlichen Wachstum gelegen. „Wir wollen schnell wachsen, dabei aber den persönlichen Kontakt zu unseren Kunden behalten", sagt Khanh, der für Marketing und organisatorische Aufgaben zuständig ist. Durch die enge Kommunikation mit Kunden, die er teilweise beim Vornamen kennt, werde die Sicherheitssoftware auch nach der Markteinführung permanent weiterentwickelt.

Derzeit habe ihre Software ein Alleinstellungsmerkmal, sagt der 29-jährige Informatiker Patrick Helmig, der vor seiner Selbstständigkeit für ein Fortune-200-Unternehmen tätig war. Wie die Gründer von Minds-Medical müssen sich jedoch auch Helmig und Tuong Gedanken machen, wie sie ihre Stellung am Markt behaupten, ohne von einem größeren Software-Unternehmen überholt zu werden.

Netzwerk in der Kosmetikindustrie

Diese Sorgen hat Peter Hart im Moment nicht. Mit seinem Ganzkörper-Aftershave für Männer und Frauen ist er auf Amazon im deutschsprachigen Raum bereits seit einem Jahr Marktführer vor L'Oréal und Nivea. In der VOX-Fernsehsendung „Die Höhle der Löwen" hat der Absolvent der Wirtschaftswissenschaften zuletzt erfolgreich um Investoren für die Marke Dr. Severin geworben.

Dennoch lohnt es sich für Hart, den Firmensitz bis zum Ende der 18-monatigen Förderperiode im Unibator zu behalten. Hier profitiere er vom Mentoring durch erfahrene Unternehmensberater. Mehr als das Preisgeld wäre für Hart vielmehr die Auszeichnung von Belang. Bis Ende des Jahres rechnet er mit einem Umsatz von einer halben Million Euro.

Das inzwischen in zehn Ländern verkaufte Produkt will der geschäftstüchtige 25-Jährige demnächst auch in den USA einführen. Dafür benötigt der Jungunternehmer neben hohen Investitionssummen Investoren mit einem guten Netzwerk in der Kosmetikindustrie.



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