Cori S. Socaciu

Autorin | Social Entrepreneur | Consultant, Ffm

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Zeitgeschichte: Wirtschaftspolitik einer vergangenen Ära

Nicola Beer kam stellvertretend für Hans-Dietrich Genscher. Foto: Socaciu

Ein Vierteljahrhundert ist es her, dass der Georgier Eduard Schewardnadse als Außenminister der ehemaligen UdSSR Vertrauen in seinen deutschen Amtskollegen Hans-Dietrich Genscher setzte und grünes Licht für die deutsche Wiedervereinigung gab.

Der in Frankfurt ansässige Deutsch-Georgische Verein für Wirtschaft und Kultur lud am Donnerstagabend zu einer Podiumsdiskussion in den Räumen der Handwerkskammer am Kettenhofweg ein. Aktueller Anlass war die Veröffentlichung eines Bildbandes, der das Wirken Schewardnadses zum Ende des Kalten Krieges hin dokumentiert sowie das am 27. März von Deutschland unterschriebene EU-Assoziierungsabkommen mit Georgien.

„Eduard Schewardnadse gehört für mich zu den Persönlichkeiten, die in meinem politischen Leben den größten Eindruck auf mich gemacht haben. Wichtiger noch: Wir sind Freunde geworden", ließ Hans-Dietrich Genscher von seiner Parteikollegin, FDP-Generalsekretärin Nicola Beer, verlesen. Der 88-Jährige, der noch am 17. Juni den Kissinger-Preis für seinen Beitrag zur friedlichen Beilegung des Kalten Krieges von Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) erhalten hatte, musste seine Teilnahme aus gesundheitlichen Gründen absagen.

Die Freundschaft zwischen Schewardnadse und Genscher griff auch Uwe Becker (CDU) auf. Das Vertrauen zwischen den beiden Männern habe „die Weichen für die Wiedervereinigung" gestellt. „Die Dinge müssen zusammen betrachtet werden", sagte Becker hinsichtlich aktueller Streitpunkte in der europäischen Politik. „Die Friedensunion ist eine Chance für uns alle."

In Russland sei die Einigungspolitik Michail Gorbatschows und Schewardnadses mit Skepsis betrachtet worden, sagte Sophie Schewardnadse, Enkelin des Politikers, die aus Moskau zur Veranstaltung angereist war. „Mein Großvater und Gorbatschow hatten nicht damit gerechnet dass der Ostblock über Nacht zusammenbrechen würde." Für viele Menschen sei die sozioökonomische Lage etwa 15 Jahre nach dem Umbruch noch sehr schmerzlich gewesen, so Schewardnadse, die in Russland eine bekannte Fernsehjournalistin ist.

Vor dem Hintergrund der europäischen Einheit ging es im Laufe des Abends auch um die Beitrittschancen Georgiens zur EU. Den kritischen Fragen des Moderators Friedhelm Ost, ehemaliger wirtschaftspolitischer Berater Helmut Kohls, stellte sich der georgische Botschafter Lado Chanturia. Ost konfrontierte den Diplomaten mit Berichten der deutschen Botschaft in Tiflis, wonach das Land wirtschaftlich wie sozial weiterhin stagniere. Chanturia räumte Verbesserungspotenzial ein, betonte jedoch die guten Standortbedingungen für Unternehmen in Georgien.

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