Cori S. Socaciu

Autorin | Social Entrepreneur | Consultant, Ffm

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Zeitgeschichte: Geschichte auf Stahlträgern

Auf riesigen betonverschalten Stahlträgern ruht die Decke im nördlichen Neubau. Foto: Monika Müller

Im Herbst 2016 soll das neue Historische Museum eröffnet werden. FR-Leser erhalten bei einer Führung erste Einblicke in die Konzeption des neuen Hauses. Der 2012 entdeckte Stauferhafen ist in dem Gebäudekomplex integriert.


Im Historischen Museum hat Ursula Orth schon immer „einen Teil ihrer eigenen Biografie" wiederentdeckt. Stunden hat die 1942 geborene Tochter einer Trümmerfrau früher im Stadtmuseum verbracht und eigene Erlebnisse im geschichtlichen Zusammenhang verstehen gelernt.

Am Donnerstagnachmittag wurde Stadtgeschichte nun wieder hautnah erfahrbar für die Rentnerin und 15 weitere FR-Leser. Bei einer Führung durch die Baustelle des Historischen Museums gab es eine exklusive Vorschau auf die im Herbst 2016 geplante Eröffnung des Museumsneubaus.

Vor staunenden Passanten ging es für die Gruppe zunächst in neongelben Baustellenwesten, Gummistiefeln und Schutzhelmen über den Römerberg zum nahe dem Mainufer gelegenen, vorläufigen Eingang des Museums.

Es sei „nicht zu hoch gegriffen", den neu entstehenden Museumsplatz mit einem der größten Museen weltweit, dem Louvre, zu vergleichen, sagte Museumsreferentin Corinna Engel bei der Führung. Wie im Pariser Museum werden Besucher zukünftig über einen Museumsplatz in Richtung Museumseingang „gespült" werden, gab Engel die Intention des Architekten wieder. Durch das neu entstandene Mittelgebäude sind die vielen Museumsebenen dann allesamt unterirdisch erreichbar.

Ebenfalls im Untergrund gelegen ist der Höhepunkt der Führung, der 2012 ausgegrabene Stauferhafen. Der gut erhaltene Fund hatte zunächst zu einer Verzögerung der Bauarbeiten geführt. „Aus der Not haben wir eine Tugend gemacht", sagte Engel. Indem das neue Mittelgebäude einige Meter weiter entfernt vom Altbau geplant worden sei, habe der Stauferhafen als Denkmal innerhalb des Museumskomplexes integriert werden können.

Ebenso wie die mit Holz ummantelte Hafenfläche ließen sich der neue Museumsplatz und die einzelnen Ausstellungsebenen zwischen Baumaterial, Maschinen und Plastikplanen zunächst nur erahnen.

Offen für alle Passanten werde die „Schneekugel" sein, ein brunnenähnliches Guckloch auf dem Museumsvorplatz. Von hier aus werden Passanten direkt in die Dauerausstellung „Stadt mit Eigenschaften" blicken können. Durch das im Untergrund gelegene Museumsfoyer werden Besucher diese und weitere Ausstellungen auch interaktiv erleben können. „Es soll ein Museum für alle Frankfurter werden", sagte Engel und verwies auf das „Stadtlabor unterwegs", das derzeit Eindrücke von Frankfurtern sammelt, um sie in eine Dauerausstellung zu integrieren.

Der kontrovers diskutierte, abgerissene Betonbau aus den 1970er Jahren hatte bei den Besuchern hingegen keine Nostalgie ausgelöst. „Das hier finde ich besser", sagte Ursula Orth beeindruckt über die Dimensionen des Hauses. „Nun bin ich neugierig auf die Eröffnung."


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