Cori S. Socaciu

Autorin | Social Entrepreneur | Consultant, Ffm

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Migration: Flüchtlinge bringen Arbeitsplätze

In Büdingen (Wetteraukreis) soll auf dem Areal der Armstrong-Kaserne eine Erstaufnahme-Einrichtung für Flüchtlinge entstehen. Die NPD macht in Internetforen Stimmung gegen das Vorhaben. Doch die Büdinger informieren sich lieber anderswo, als den Rechtsextremen zuzuhören.


Etwa 500 Menschen haben sich am Montagabend in der Willi-Zinnkann-Halle in Büdingen eingefunden, um sich über die geplante Schaffung einer Erstaufnahme-Einrichtung für Flüchtlinge zu informieren. Gemeinsam mit der Leiterin der Gießener Hauptaufnahmestelle, Elke Weppler, präsentierte Lars Witteck (CDU), Chef des Regierungspräsidiums Gießen, die Vorschläge der schwarz-grünen Koalition.

Für die rund 800 erwarteten Flüchtlinge beabsichtigt das Regierungspräsidium die Zusammenarbeit mit der Projektentwicklungsfirma Revikon. Durch die Schaffung der Einrichtung auf dem 18 Hektar großen Areal der Armstrong-Kaserne werde die Hauptaufnahmestelle in Gießen entlastet, erklärte Witteck. „Wir wissen heute schon, dass wir mit den vorhandenen Plätzen in Gießen und Kirchheim nicht auskommen werden", sagte Witteck.

Weltweit seien derzeit 52 Millionen Menschen auf der Flucht; daher steige auch die Zahl der Flüchtlinge in Deutschland an. Im Januar sei die Flüchtlingszahl um 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gewachsen. In Hessen werden vor allem Flüchtlinge aus den Krisenländern Syrien, Afghanistan, Pakistan und Eritrea erwartet.

„Wir erfüllen weder unseren gesetzlichen noch unseren humanitären Auftrag, wenn wir all diese Menschen, die auf der Flucht viel erlebt haben, krank sind und sich nach Privatsphäre sehnen, zu 70 bis 80 Personen in Zelten übernachten lassen", rechtfertigte der Gießener Regierungspräsident Lars Witteck das Projekt. Darüber hinaus würden Arbeitsplätze durch die Schaffung der Büdinger Einrichtung entstehen.Christian Schwarz-Schilling, ehemaliger Hoher Repräsentant der Vereinten Nationen für Bosnien und Herzegowina und Experte für Flüchtlingsangelegenheiten, lobte das überwiegend positive Gesprächsklima.

Bitte an Bürger, sich zu engagieren

Die Informationsveranstaltung wurde zunächst jedoch durch Zwischenrufe eines Projektgegners unterbrochen. Gegen die Vorschläge des Regierungspräsidiums, über die der Landtag in der kommenden Woche entscheiden wird, hat es in einem von der NPD betriebenen Internetforum Gegenstimmen gegeben. Ein von Kreispolitikern befürchteter „Missbrauch des Termins" durch Rechtspopulisten blieb bei der Informationsveranstaltung jedoch aus. Den Einwänden von Teilnehmern über mögliche Straftaten durch Flüchtlinge hielt Witteck entgegen, dass es eine intensive Kommunikation mit der Polizei geben werde.

„Wir sprechen zu wenig über die guten Bürger unter den Flüchtlingen", ergänzte Elke Weppler, die sich auf ihre langjährige Erfahrung in der Arbeit mit Flüchtlingen berief. Die künftige Leiterin der Büdinger Erstaufnahme-Einrichtung motivierte Bürger, sich zu engagieren. Es werde viele Möglichkeiten der Beteiligung geben. Die Einrichtung werde sowohl mit ökumenischen Arbeitskreisen als auch mit nicht kirchlichen Vereinen kooperieren. Die Flüchtlinge seien in der Vergangenheit sehr dankbar für die Aufnahme gewesen. Beifall erntete Weppler für ihr Schlusswort: „Nur der direkte Kontakt zu den Menschen soll dazu führen, sie zu beurteilen."

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