Schwedischer Künstler vertont Börsenkurse
von Clemens Bomsdorf, Stockholm
"La, la, la, la", singt der Microsoft- Bass in ständig variierender
Tonhöhe. Die Sopranstimme von
Ebay gibt denselben Text wieder,
aber leicht zeitversetzt und in
anderen Tonlagen.
Für sein Werk
„Nasdaq Vocal Index“ hat der
schwedische Künstler Ola Pehrson die Kursentwicklung der acht
umsatzstärksten Titel an der amerikanischen Technologiebörse
„Nasdaq“ in Noten umgewandelt,
die er live von einem Chor singen
lässt. Im Juni 2005 wird das ungewöhnliche Werk sogar in der kubanischen Hauptstadt Havanna
aufgeführt.
Das Klangbild wird von einer
Software gesteuert, die das Handelsgeschehen in Noten umwandelt. Vier Papiere mit den größten
Umsätzen werden jeweils von
zwei Männern gesungen, vier weitere von zwei Frauen. Die Entwicklung der Kurse und Umsätze
gibt Tonlage und Tonfolge vor.
Wird ein Geschäft zu einem höheren Kurs als dem vorherigen abgeschlossen, steigt auch die Tonlage – je 0,2 Prozent Kurssteigerung um eine Tonstufe. Fällt der Kurs, geht auch die Stimme nach unten. „Die Kurse zu singen erfordert genauso viel Konzentration wie vor dem Bildschirm zu sitzen und Aktien zu handeln“, sagt der Künstler.
Stille bedeutet, dass die Handelspartner sich nicht einigen
konnten und zurzeit kein Umsatz
stattfindet; Lärm signalisiert rege
Geschäftstätigkeit – wie im wirklichen Wirtschaftsleben. „Interessant klingt die Musik nur, wenn
viel gehandelt wird und die Kurse
sich entwickeln. Dabei spielt es
keine Rolle, ob sie nach unten
oder oben gehen“, sagt Ola Pehrson.
Er sieht eine Parallele zu den
Börsenmaklern, denen es auch
nur auf den Umsatz und nicht die
Kursentwicklung ankomme.
Pehrson bezeichnet sich als kapitalismuskritischen Menschen:
„Mir passt diese Wachstumsfokussierung nicht. Als müsste es
immer nur nach oben gehen. Aber
das liegt vielleicht im Menschen
drin.“
Der schwedische Künstler setzt
sich in seinen Werken immer wie-
der mit der Wirtschaft auseinander. Vor einigen Jahren präsentierte er auf der Art Basel die
„Yucca Investment Trading
Plant“. Einer kleinen Palme klebte
er Sensoren an, die die Photosynthese der Pflanze maßen und abhängig von der Aktivität Kauf-
oder Verkaufsentscheidungen am
Aktienmarkt trafen.
Der Pflanze gelang es mehrfach, den Stockholmer OMX-Index und den Nasdaq 100 zu schlagen. „Das sagt doch einiges über das Können der Anlageprofis aus“, glaubt der Künstler.