Wohlleben: Wenn wir über zehn Jahre 20 schwierige Projekte machen, dann ist das das gleiche Risiko, wie wenn wir diese 20 Projekte in nur einem Jahr versuchen würden - aber eben verteilt auf zehn Jahre. Ein oder zwei Projekte pro Jahr, wo man sich am Limit bewegt - das reicht. Und das passt auch besser zu einem Leben mit Familie.
Wie meinst du das?Wohlleben: Die Emotionen, die man im Anschluss verarbeitet, sind schon ziemlich krass. Krass positiv meistens. Aber man darf nicht vergessen, dass ein solches High nicht das normale Leben ist. Und dass man das ganz normale Leben doch auch als sehr, sehr schön empfinden muss.
Wie lange dauert es, nach einem solchen Projekt mental wieder runterzukommen?Wohlleben: Das hängt von der Intensität ab, vom Risiko, das man eingegangen ist, vom Adrenalin, das man ausgeschüttet hat. Auch ob man erfolgreich war oder nicht. Beim Salbit-Projekt hat es drei, vier Wochen lang angehalten bei mir.
Was für Gefühlslagen durchlebst du da?Wohlleben: Überwiegend fühlt man sich wahnsinnig positiv, man fühlt sich gut, stark und toll. Ich hatte aber auch ein bisschen zu kämpfen mit der Lawinen-Situation, also der Frage, ob eine Querung und die Zustiege bei der Salbit-Trilogie lawinentechnisch nicht doch zu riskant waren. Natürlich ist es wichtig, das im Nachhinein zu reflektieren. Und dann kommt irgendwann der Punkt, wo man wieder im normalen Alltag angekommen ist und sich auch da gut fühlt.
Auch beim Müll rausbringen?Wohlleben: Lacht. Sogar dann.
Was würde passieren, wenn du gleich wieder losziehst und Dein Limit suchst?Wohlleben: Dann gewöhnst du Dich irgendwann an dieses Gefühl, dass du nur noch solchen Projekten und diesem Gefühl hinterherrennst. Das ist auf Dauer nicht gesund. Und verträgt sich auch nicht mit einer Familie.
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