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Florida kämpft gegen Leguanplage

Der US-Bundesstaat Florida kämpft mit einer Leguanenplage. Um Herr der Lage zu werden, wenden US-Forscher umstrittene Methoden an. Sie schlagen die Schädel der sich rasch vermehrenden Reptilien ein. Die Tötungsmethoden sorgen unter Tierärzten und anderen Forschern für scharfe Kritik.

Der Grüne Leguan ist in Zentral- und Südamerika heimisch. Im Süden Floridas wurde er erstmals in den 1960er Jahren gesichtet. Laut einem Bericht der US-Zeitung „Sun Sentinel" kamen die Reptilien als Haustiere nach Florida und siedelten sich in dem Gebiet an. Seit einige der grünen Echsen aus Gehegen von Tierhändlern entwichen oder von ihren Haltern ausgesetzt wurden, haben sie sich in den Vororten Miamis und auf den Keys so stark verbreitet, dass sie inzwischen vielerorts zum Stadtbild gehören. Selbst in Einkaufszentren sind sie mittlerweile ungern gesehene Gäste.


  Ökologische Schäden


Zwar gelten die Grünen Leguane im Vergleich zu anderen invasiven Arten wie Tigerpythons als harmlos. Infolge ihrer starken Vermehrung kommt es aber immer häufiger zu Konflikten zwischen Echse und Mensch und auch zu ökologischen Schäden. Wie der „Orlando Sentinel" berichtet, gefährden die von den Leguanen angelegten Erdbauten die Stabilität von Seemauern, Dämmen und Gehsteigen.


Auch stellen sie eine Bedrohung für einheimische Pflanzen und Tiere dar. Die Reptilien können sogar für den Menschen zur Gefahr werden, etwa wenn dieser in Kontakt mit verschmutztem Wasser - etwa in Swimmingpools - kommt und so Salmonellen übertragen werden. Für die Bewohner Floridas stellt vor allem der Kot der Tiere ein Ärgernis dar. Natürliche Feinde haben die Leguane kaum. Gebremst wurde das Wachstum der Population nur mehrmals durch strenge Winter: Sinken die Temperaturen auf rund vier Grad Celsius, fallen die Tiere in eine Kältestarre - und dabei häufig aus den Bäumen, auf denen sie sitzen.


  300 Leguane zur Strecke gebracht


Eine Gruppe von US-Biologen, die auf wildlebende Tiere spezialisiert sind, hat nun den Auftrag, die Reptilien mit „möglichst schmerzlosen Methoden" zu töten und die Körper später zu untersuchen. Das Gesetz schreibt dabei vor, dass die Tötung auf „humane Weise" erfolgen soll. Bisher wurden etwa 300 Leguane für diese Zwecke getötet, wie US-Medien berichteten.


Dabei kommt oft eine Bolzenschusspistole zum Einsatz, die auch bei der Schlachtung zum Betäuben von Schlachttieren verwendet wird. Danach schlagen die Forscher die Tiere mit Hämmern oder werfen sie gegen eine Wand oder andere harte Gegenstände. Die Tötungsmethoden seien regelkonform und mit der Amerikanischen Tierärztevereinigung (AVMA) akkordiert, sagte Frank Mazzotti, US-Professor der Wildtierökologie, kürzlich gegenüber der „Washington Post". „Das Tier spürt keinen Schmerz, der Tod ist unmittelbar, ebenso die Zerstörung des Gehirns", so Mazzotti.


  63.000 Dollar für Projekt


63.000 Dollar stellte die Kommission zur Erhaltung wildlebender Tiere in Florida (FWCC) für das Forschungsprojekt zur Verfügung, das noch bis Mai gehen soll. Dabei sollen die gefangenen Tiere gewogen und gemessen und schließlich entsorgt werden, berichtete der „Sun Sentinel".

Die Methoden der US-Forscher sorgen für Kritik. Susan Kelleher, eine Tierärztin aus Florida, die auf exotische Arten spezialisiert ist, hält den Schädelbruch für grausam, wie sie kürzlich gegenüber der „Washington Post" sagte. Kelleher tritt dafür ein, dass die Leguane sediert und eingeschläfert werden, eine Methode, die die Wissenschaftler laut eigenen Angaben fallweise anwenden.


  Leben „sofort beenden"


Damit die Tiere nicht unnötig gequält werden, gab die Kommission zudem Empfehlungen aus, wie die Reptilien gefangen und auch getötet werden können. „Generell gilt, dass das Leben des Leguans sofort beendet werden muss", sagte Ron Magill, ein US-Experte für wildlebende Tiere, zu „National Geographic".

Einem Leguan mit einer Schaufel auf den Kopf zu schlagen sei dann in Ordnung, wenn das Tier beim ersten Schlag verende, so Magill. Reicht das nicht und sind mehrere Schläge nötig, drohen hohe Strafen. Das Quälen von Tieren wird in Florida mit einer Gefängnisstrafe oder Geldstrafe bis zu 5.000 Dollar sanktioniert. Das Einfrieren, Ertränken oder Vergiften der Tiere ist illegal.


  Bewohner nehmen Tötung selbst in die Hand


Viele Bewohner in Florida nehmen die Tötung selbst in die Hand. Einer von ihnen ist Gary Fishman. Er berichtete gegenüber dem „Sun Sentinel", mehr als 100 Leguane mit einer Schrotpistole erschossen zu haben. Obwohl Leguane in den USA ein beliebtes Haustier sind, lässt die Gewalt gegen die Tiere US-Medien zufolge das Gros der Bewohner des US-Staates unbeeindruckt: „Ich mag die Tiere, aber sie sind nicht in ihrer natürlichen Umgebung", sagte ein Einwohner kürzlich zu „National Geographic". „Es ist eine furchtbare Sache, dass wir sie bekämpfen müssen, es ist ein biologischer Alptraum."


Leguan zum Abendessen


Mehr Mitleid hatten US-Bürger dagegen mit einem Leguan, der von Amazon-Chef Jeff Bezos verspeist wurde. Bezos teilte kürzlich ein Bild auf Twitter, auf dem er ein Stück eines Leguans in den Mund nahm. Vor ihm lag das Tier auf einem mit Blumen dekorierten Teller. Das Foto löste in Sozialen Netzwerken heftige Kritik aus.

Später meldete sich die Fotografin des Bildes, Emily Driscol, zu Wort. Gegenüber dem Onlinemagazin Business Insider sagte sie, dass es sich bei dem abgebildeten Leguan nicht um eine vom Aussterben bedrohte Art, sondern um eine invasive Spezies handle. Diese soll speziell für das jährliche Abendessen von einem der exklusivsten Privatclubs der Welt, dem Explorers Club in New York, dessen Mitglied Bezos ist, ausgewählt worden sein.

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