Die Nationalen Anti-Doping-Agenturen von 17 Ländern haben eine klare Gewaltenteilung im weltweiten Anti-Doping-Kampf gefordert. Auch Travis Tygart, Chef der US-Behörde USADA, bekräftige dies am Donnerstag - und drängt im Interview auf den Rücktritt von Craig Reedie, dem Präsidenten der Welt-Anti-Doping-Agentur, der zugleich Mitglied im Internationalen Olympischen Komitee ist.
Mr. Tygart, wie bewerten Sie die angekündigte Reform im Anti-Doping-Kampf?Wir haben die hervorragende Möglichkeit auf eine Reform des globalen Anti-Doping-Kampfes, um das Vertrauen der sauberen Athleten wiederherzustellen. Die schwache Entscheidung des IOC vor Olympia bezüglich des Ausschlusses Russlands hat die Athleten frustriert zurückgelassen. Sie kämpfen über Jahre für ihren olympischen Moment, werden dann von einem Land beraubt, das nicht nur kein Anti-Doping-Programm hat, sondern ein Doping-Programm auf allerhöchstem Level fuhr. Das können wir nicht tolerieren. Die olympische Flamme brennt schwächer als je zuvor.
Welche Konsequenzen ergeben sich daraus für die WADA?18 nationale Anti-Doping-Agenturen sind in Bonn zusammengekommen, um aus einer starken Position heraus zu sprechen, die WADA unabhängig zu machen und den Sport aus leitenden Ämtern der WADA zu entfernen. Die WADA muss wie ein Staatsanwalt die Strafe für einen Sünder fordern können, die dann vom Sportgerichtshof CAS oder einem anderen unabhängigen Gericht ausgesprochen wird.
Was bedeutet diese Unabhängigkeit vom Sport für einzelne Personen, wie etwa den WADA-Präsidenten Craig Reedie, der zugleich IOC-Mitglied ist?Unsere Position ist eindeutig: Du kannst nicht zwei Herren dienen. Du kannst aus dem IOC zurücktreten und in der WADA bleiben, oder aus der WADA zurücktreten und im IOC bleiben. Aber du kannst nicht beides machen, da gibt es einen klaren Interessenskonflikt. Daraus müssen wir die logischen Schlüsse ziehen. Gerne direkt heute, das IOC muss das entscheiden.
Was ist nun ihre Aufgabe im Anti-Doping-Kampf?Wir müssen das Vertrauen der Athleten wiedergewinnen. Saubere Athleten vertrauen den Funktionären nicht mehr, denn diese haben ein finanzielles Interesse daran, dass schlechte Nachrichten nicht in die Presse gelangen.
Was sagen Sie zum überraschenden Rückzug von adidas als Sponsor der NADA?Es ist enttäuschend, dass adidas sich zurückzieht. Es war gut, dass sie den Anti-Doping-Kampf von Beginn an unterstützt haben. Ich denke, das erwarten auch die sauberen Athleten. Es ist ein Problem, dass sie davon nun ohne jegliche Erklärung zurücktreten. Ich sage adidas: Jetzt ist nicht die Zeit, um davonzulaufen. Jetzt ist es wichtiger als je zuvor, Fair Play und sauberen Sport zu unterstützen.
SID ck