Der Grundsatz ″pacta sunt servanda″ entwickelte sich erst im Mittelalter aus religiösen Gründen im christlichen Kirchenrecht und wurde im Jahre 1234 im Liber Extra von Papst Gregor IX. erstmals erwähnt. Das damals formulierte Prinzip der Vertragstreue gilt bis heute als wichtiger Grundsatz des privaten, öffentlichen und des Völkerrechts, basiert jedoch auf der im christlich geprägten Abendland geltenden Logik und ist mit anderen Vorstellungen nicht unbedingt kompatibel. Solange man sich im Dunstkreis der abendländischen Logik bewegt oder diese mit wirtschaftlichen und/oder militärischen Mitteln durchsetzen kann, muss man sich mit anderen Denkkonzepten nicht auseinandersetzen. Das westliche Rechtsverständnis kam in der Vergangenheit durchaus schon ins Straucheln, wenn Firmen aus den Industrieländern feststellen mussten, dass ihre Lieferverträge mit Regierungen in Fernost keine Gültigkeit mehr hatten, wenn diese Regierung auf welchem Weg auch immer abgelöst wurden. Im Falle Chinas bestand dieses Problem in erster Linie deshalb nicht, weil dort die Kommunistische Partei dauerhaft die Regierung stellt.

Zu Beginn der Globalisierung hatten die westlichen Vertragspartner sowohl die wirtschaftliche als auch die militärische Macht, ihre Prinzipien durchzusetzen. Das hat beispielsweise China auch so erkannt und diese Erkenntis genutzt, um wirtschaftlich mit den ursprünglichen Auftraggebern gleichzuziehen. In Bereichen, in welchen man offensichtlich nicht so schnell gleichziehen konnte, hat man Alternativen entwickelt und bei deren Umsetzung den Westen überholt und sich dabei auch die Rechte gesichert. Man hat durch eine Adaption westlicher Methoden die gefühlte Überlegenheit des Westens in Gefahr gebracht.

Jetzt bleibt zur Absicherung des fernöstlichen Erfolges noch die Herausforderung, sich militärisch ebenfalls so weiterzuentwickeln, dass der christlich abendländische Westen akzepieren muss, dass sein historisch gewachser Methodenkoffer versagt, weil sein Verständnis der Welt keine globale Gültigkeit mehr besitzt.