Handwerker:innen oder kleine Geschäfte tun sich oft schwer, wenn es um Digitalisierung geht. Das „Digitalwerk" in Werder/ Havel südwestlich von Berlin hilft deshalb mittelständischen Unternehmen mit speziellen Beratungs- und Bildungsangeboten. Für die Nutzer:innen ist das Programm kostenlos.
Es wird vom Wirtschaftsministerium des Landes Brandenburg aus Mitteln der Europäischen Union gefördert. Im kommenden Jahr sollen damit noch mehr Unternehmen in der Region erreicht werden.
Kompakt, schnell und interaktiv Der tägliche Überblick am Morgen und AbendDas Digitalwerk wurde im Januar 2019 im Werderaner Bahnhofsgebäude eröffnet. „In der Anfangsphase haben wir uns auf das Handwerk konzentriert", sagt Sebastian Peschke, der Sprecher des Instituts für Innovations- und Informationsmanagement (ifii), das das Projekt betreibt. Das Institut ist an die Technische Hochschule Brandenburg an der Havel angegliedert.
Im neuen Jahr aber beginnt ein neuer Förderzeitraum, kürzlich gab das Wirtschaftsministerium grünes Licht. Nun wird das Angebot ausgeweitet, etwa auf den Einzelhandel. „Wir bieten Einsteigerhilfe an", sagt Peschke. Es gehe darum, Möglichkeiten aufzuzeigen: „Viele Unternehmer wissen gar nicht, welche technischen Lösungen es gibt."
Kostenlose Grundlagen-Seminare für UnternehmerAm Montagmorgen findet beispielsweise ein Einführungsseminar zu den Grundlagen des Dokumentenmanagements statt. Interessierte lernen dort, wie sie ihre Daten speichern und sicher archivieren können. Das Seminar findet online als Videokonferenz statt.
Eigentlich habe das Digitalwerk seine Veranstaltungen in diesem Winter in Präsenz anbieten wollen, sagt Peschke. Doch angesichts der aktuellen Pandemielage sei das Konzept wieder geändert worden. Das habe auch Vorteile: Es könnten insgesamt mehr Menschen teilnehmen. Und es würden auch Interessierte erreicht, die nicht persönlich nach Werder kommen könnten.
Coronavirus-Karte Live Alle Corona-Fälle in den Landkreisen, Bundesländern und weltweitAuf der anderen Seite sei es schwierig, die Aufmerksamkeit über längere Zeit zu halten. Daher würden die Kurse verkürzt: Während vor Ort bis zu drei Stunden über ein Thema gesprochen werden könne, seien die Onlineseminare nur eine Stunde lang.
Das nächste Seminar findet am 2. Dezember statt, gehen wird es um Online-Sichtbarkeit. „Viele Geschäfte haben keine richtige Präsenz auf Google ", sagt Peschke. Die sei aber gefragt, wenn zum Beispiel Tourist:innen über Google Maps nach passenden Angeboten in ihrer Nähe suchten.
In dem Kurs sollen die Unternehmerinnen und Unternehmer lernen, mit welchen Handgriffen sie ihr Geschäft ein Stück weit in den Vordergrund rücken können, ohne dafür eine teure Agentur engagieren zu müssen.
Auch für das klassische Schaufenster hat das Digitalwerk smarte Gestaltungsmöglichkeiten parat, mit denen ein Laden auf sich aufmerksam machen kann. Peschke empfiehlt zum Beispiel eine intelligente Lichtsteuerung. Auch ein geschickt platzierter Monitor könne die Blicke auf sich ziehen, wenn darauf interessante Inhalte zu sehen seien. „Das muss gar nicht viel kosten."
Ein solches System kann auch durch eine Webcam ergänzt werden, sodass ein interaktives Angebot für die Menschen vor dem Laden entsteht. „Optiker können zum Beispiel eine virtuelle Brillenanprobe anbieten", schlägt Peschke vor.
Digitale Technologien zum Anfassen und AusprobierenIn der ehemaligen Güterhalle des Werderaner Bahnhofs präsentiert das Digitalwerk außerdem an mehreren „Erlebnisstationen" digitale Tools für die Geschäftswelt. Eine dieser Stationen befasst sich etwa mit dem bargeldlosen Bezahlen für Bäckereien, Metzgereien oder Unternehmen aus der Gastronomiebranche.
Es gibt keine Patentrezepte. Die Lösung muss zum Unternehmen passen.
Sebastian Peschke, DigitalwerkInteressierte können ein Kassensystem ausprobieren. An einer anderen Station kann man eine Virtual-Reality-Brille aufsetzen. In einer künstlichen Umgebung werden Räume visualisiert. Das können zum Beispiel Raumausstatter, Maler oder Architekten nutzen, um ihre Pläne zu überprüfen oder den Kund:innen zu zeigen.
An einer weiteren Station steht ein 3D-Drucker, der dreidimensionale Werkstücke herstellt, die am Rechner entworfen werden können. Firmen können damit Ersatzteile oder Prototypen anfertigen. Außerdem können individuelle Produkte in kleinen Stückzahlen realisiert werden.
Die Anschaffung kann sich also gerade für kleine und mittlere Betriebe lohnen, die Spezialanfertigungen und Kleinserien anbieten möchten. Um das zu demonstrieren, wurden in einem Workshop Plätzchenformen für die Vorweihnachtszeit hergestellt.
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Im Moment gibt es zehn solcher Erlebnisstationen. Das Angebot soll jedoch noch erweitert werden. „Wegen Corona mussten wir etwas auf die Bremse treten", sagt Sebastian Peschke. Der wichtigste Teil der Arbeit sei die Beratung der Interessent:innen. „Es gibt keine Patentrezepte. Die Lösung muss zum Unternehmen passen."
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