Es ist gerade Mittagszeit, als Polizist Erich Scherbaum und seine zwei Kollegen mit der Kontrolle starten. In Uniform gehen sie in verschiedene Cafés, Gaststätten und Kneipen in Pfarrkirchen im Kreis Rottal-Inn und schauen, ob die 2G-Regel eingehalten wird - ob also alle Gäste im Innenbereich geimpft oder genesen sind. "Wir melden uns erstmal beim Betreiber an", sagt Erich Scherbaum. "Und ich hoffe, dass wir dann keine Verstöße feststellen."
Sieben-Tages-Inzidenz im Landkreis bei rund 1.360Seit Dienstag gilt in allen Innenbereichen der Gastronomie 2G für die Gäste. Die Maßnahme soll dabei helfen, die Infektionszahlen zu reduzieren und schwere Krankheitsverläufe zu verhindern. Gerade im Landkreis Rottal-Inn wäre das nötig, schließlich ist er seit knapp einer Woche bundesweit unter den Spitzenreitern bei der Sieben-Tages-Inzidenz, die derzeit im Landkreis bei rund 1.360 liegt.
Gastronomen kann hohes Bußgeld erwartenDie Regeln umzusetzen, ist Aufgabe der Gastronomen. Doch zuletzt - noch vor der 2G-Regel - kam viel Kritik, was die Kontrolle der Nachweise angeht, etwa vom stellvertretenden Landrat Kurt Vallée von der SPD: "Ich sehe Leute, die kommen in die Gastronomie, die schneiden sich den letzten Test zurecht, schneiden den Namen weg, schneiden das Datum weg und sagen dann zum Wirt: Das große Format hätte nicht in den Geldbeutel gepasst".
Vallée ist aufgebracht, wenn er von Tricksereien mit Test- und Impfnachweisen erzählt, die er gesehen haben will. Tricksereien, die wegen unzureichender Kontrollen durch die Gastronomen wohl nicht auffielen.
Polizei in Pfarrkirchen: Erst informieren, dann KontrolleSo etwas soll nun mit der 2G-Regel nicht mehr möglich sein: Innenminister Joachim Herrmann (CSU) hat verstärkte Polizeikontrollen angekündigt, unterstützt durch die Bereitschaftspolizei: "Unser Hauptziel ist, zu überprüfen, ob die Betreiber ihrer Verpflichtung zur Kontrolle der Nachweise nachkommen".
Jetzt sollen Erich Scherbaum und seine Kollegen von der Polizeiinspektion Pfarrkirchen genau das tun: Seit ein paar Tagen informieren sie bereits die Wirte über die neue 2G-Regel und weisen sie auf ihre Pflichten hin. Ob das gefruchtet hat, wird nun erstmals kontrolliert. Wenn sie einen Gast ohne Impf- oder Genesenen-Nachweis in einer Gaststätte finden, könnte es für den Gastronomen teuer werden: Bis zu 5.000 Euro beträgt das Bußgeld.
Andere Regeln für das PersonalZu dritt gehen die Polizisten in das erste Café, direkt am Stadtplatz in Pfarrkirchen. Der Chef ist da und legt gleich einige Unterlagen vor: Testnachweise für das Personal. Das muss nämlich nicht geimpft oder genesen sein, sondern lediglich regelmäßig einen Test vorweisen. "Passt", sagt Erich Scherbaum und geht weiter zu den Gästen.
Diese reagieren freundlich, eher interessiert und zeigen teils von sich aus den Personalausweis. "Wie alt bist du denn?", fragt Polizist Scherbaum einen kleinen Jungen am Tisch. "Unter zwölf also? Dann brauchst du auch keinen Nachweis."
Ohne Nachweis in der AußengastronomieIn dem ersten Café haben alle einen Nachweis - bis auf einen Mann an einem Tisch draußen. Er allerdings braucht dort auch keinen Nachweis, wie die Polizisten erklären: "In der Außengastronomie gilt das nicht. Da braucht es weder Impf- oder Genesenen-Ausweis, noch einen Test". Die drei Polizisten verlassen das Lokal sichtlich zufrieden. "Alle haben mitgemacht, das ging schnell, wunderbar", sagt Erich Scherbaum und fügt schmunzelnd hinzu: "Man hat das Gefühl, die Leute warten schon drauf, dass sie kontrolliert werden. Es kam durchwegs positive Resonanz".
Polizei: Verstöße ahnden ist zweitrangigSie kontrollieren noch vier weitere Betriebe. Nur einmal hat ein Gast keinen Impfausweis parat. Den habe er im Auto liegen, sagt er. Erich Scherbaum begleitet ihn zum Fahrzeug - und tatsächlich ist er dort. "Alles in Ordnung", sagt der Polizist. Wie bei allen Kontrollen an diesem Tag.
"Unser Ziel ist nicht, möglichst viele Verstöße zu ahnden, sondern dass die Leute sich an die Regeln halten und die Zahlen runtergehen", sagt Erich Scherbaum. Außerdem spreche sich in einem Ort wie Pfarrkirchen auch schnell herum, dass die Polizei unterwegs ist. "Dann wissen alle, dass sie die Regeln einhalten müssen", sagt Scherbaum. Er und sein Team sind auch in den nächsten Tagen wieder in Pfarrkirchen und Umgebung unterwegs.