Nach außen ist Ederheim eine ruhige Gemeinde, 1.200 Einwohner. Die ehrenamtliche Bürgermeisterin Caroline Zehnpfennig-Doleczik ist seit fast zwölf Jahren im Amt. Ein drittes Mal allerdings will sie nicht antreten. Der Hauptgrund: Ärger mit Teilen des Gemeinderates.
"Als es ins Persönliche gegangen ist, und man versucht hat, mich privat anzuzeigen für ein Bauvorhaben der Gemeinde, da war bei mir Schluss." Caroline Zehnpfennig-Doleczik Viele Bürgermeister treten 2020 wohl nicht mehr anHäme, persönliche Anfeindungen und Drohungen: Auch deshalb werden bei den kommenden Kommunalwahlen wohl außergewöhnlich viele Amtsinhaber nicht mehr antreten. Rein statistisch lässt sich bei jeder Kommunalwahl etwa ein Drittel, also rund 650 der amtierenden Bürgermeister in Bayern, nicht mehr aufstellen. Bei der Wahl 2020 könnte laut Gemeindetag die Zahl deutlich höher liegen, schlimmstenfalls sogar bei 50 Prozent.
"Früher war das Amt eines Bürgermeisters oder einer Bürgermeisterin mit sehr viel Wertschätzung und einer herausgehobenen Position in der Gemeinde verbunden. Heute haben viele Bürgermeister das Gefühl, dass sie der Watschenmann für alle sind." Hans-Peter Mayer, Bayerischer GemeindetagHans-Peter Mayer hat in den letzten Monaten mit vielen Bürgermeistern persönlich gesprochen. Einige berichten sogar von Anfeindungen und Drohungen gegen ihre Ehepartner oder Kinder.
Oft zählt nur noch das EigeninteresseViele Bürgermeister werden auch altersbedingt aufhören. Zwar gebe es einige mögliche Nachfolger, "aber die Leute stehen nicht gerade Schlange. Auch bei den Stadt- und Gemeinderäten ist es schwer, Kandidaten zu finden", sagt Hans-Peter Mayer. Das Problem sei vor allem auch ein gesellschaftliches - denn immer weniger Bürger hätten ein Interesse daran, um die beste Lösung für die Gemeinde als Ganzes zu ringen: "Oft steht nur das Eigeninteresse im Mittelpunkt." Und dabei komme es immer häufiger dazu, dass Bürger lieber meckerten - anstatt konstruktiv in der Gemeinde mitzuarbeiten.
Bürgermeister als Ehrenamt - nein danke?Etwa 900 Bürgermeister in Bayern sind zudem keine Berufspolitiker, sondern ehrenamtlich tätig. Das bedeutet, der Amtsinhaber bekommt eine monatliche Entschädigung - je nach Größe der Gemeinde - zwischen etwa 1.500 und 5.000 Euro. Viele von ihnen gehen also ihrem Beruf weiterhin nach. Eine enorme Belastung, denn der Bürgermeister sei Ansprechpartner an sieben Tagen die Woche, sagt Hans-Peter Mayer.
"Wenn es keine Wertschätzung mehr gibt, und das Feedback negativ ist, dann werden sich viele fragen, ob sie sich überhaupt noch zur Verfügung stellen wollen als Bürgermeister." Hans-Peter Mayer, Bayerischer GemeindetagBürgermeisterin Caroline Zehnpfennig-Doleczik ist ebenfalls ehrenamtlich tätig: "Das ist natürlich eine Riesen-Herausforderung, wenn man es ehrenamtlich macht. Wenn es jetzt hauptberuflich wäre, klar hätte man dann mehr Zeit. Aber ob das Zwischenmenschliche dann besser wäre... keine Ahnung!"
Nach der Kommunalwahl will sie sich dann wieder ganz ihrem Hauptberuf als Außendienstmitarbeiterin widmen. In Ederheim darf sich dann jemand anders durchkämpfen.