Die freie Journalistin Christina Quast weiß, wie man Twitter-Accounts aufbaut und Diskussionen aus dem sozialen Netzwerk in die Offline-Welt trägt. Sie verdient damit ihr Geld.
Neulich, bei Twitter, wurde Christina Quast "Hashtaghüterin" genannt. Hashtaghüterin – der Begriff beschreibt eigentlich ziemlich gut das neue Berufsbild, dem sich die freie Journalistin annähert. Während Podiumsdiskussionen schaut sie, was auf Twitter unter dem Hashtag, also dem entsprechenden Schlagwort zur Veranstaltung, alles läuft – und bringt ausgewählte Tweets in die Offline-Diskussion ein. "Als Twitter-Moderatorin werde ich mittlerweile häufiger gebucht", sagt sie.
Während des Gesprächs in einem Kölner Café liegen zwei Smartphones neben ihrer Tasse. Ein privates Telefon und ein Testgerät, über das sie demnächst für ein Technikblog schreiben wird. Online und offline sind bei ihr längst eins geworden. "Das Internet ist für mich wie ein Kühlschrank. Es ist immer an. Wenn ich etwas brauche, dann mache ich die Tür auf und nehme es mir." Das war 1997 noch anders. Damals, im sächsischen Mittweida, durfte Christina Quast den PC-Pool der benachbarten Hochschule für einen Besuch im Internet nutzen. Seitdem ist das Netz ihr Steckenpferd – und hat sich mehr und mehr zur Jobperspektive entwickelt.
Während ihres Journalistik-Studiums an der Technischen Universität Dortmund arbeitete sie am Online-Auftritt der Studenten und des Hochschulsports mit. Ihre Abschlussarbeit schrieb sie 2008 über das Web 2.0. Twitter steckte da noch in den Kinderschuhen. Christina Quast las mit, ohne sich zu beteiligen. Alle redeten über Myspace und StudiVZ. Das iPhone war ein Jahr alt, Tablets waren noch nicht auf dem Markt. Eine längst vergangene Zeit.
"Du weißt doch, wie das mit diesem Twitter geht, oder?""Nach dem Studium bin ich mehr oder weniger in die Selbstständigkeit hineingestolpert. Ich hatte keinen konkreten Plan", erinnert sie sich. Zwei Jobs wurden ihr gleich zu Beginn angeboten. Bei der Stiftung Zollverein wurde sie Pauschalistin in der Öffentlichkeitsarbeit. Und bei dpa im Büro Ruhrgebiet übernahm sie als freie Journalistin Tagesdienste. Also fing Christina Quast an zu arbeiten und verzichtete auf den Bewerbungsmarathon. Jahr für Jahr kamen mehr Kunden dazu. Seit ein, zwei Jahren häufen sich Anfragen mit der immer gleichen Einstiegsfrage: "Du weißt doch, wie das mit diesem Twitter geht, oder?"
Mittlerweile nennt sich Christina Quast in ihren Onlineprofilen " Twitter-Managerin". Social-Media-Managerin ist ihr zu allgemein. "Und mit Facebook kennt sich mittlerweile jeder aus." Für ihre Kunden – darunter das Grimme-Institut und andere nicht-kommerzielle Institutionen – baut sie neue Accounts auf, füttert bei Podiumsdiskussionen die Offline-Moderatoren mit Online-Infos und kümmert sich um alles, was mit Twitter zu tun hat. Sie organisiert zum Beispiel sogenannte Twitterwalls, also Bildschirme, auf denen alle Tweets mit dem jeweiligen Hashtag live vor Ort eingeblendet werden. In den Tagen nach der Veranstaltung baut sie aus den besten Tweets, Artikeln, Videos und Fotos einen Beitrag und erstellt eine Onlinestatistik. So entsteht ein komplettes Paket, das sie ihren Kunden anbieten kann – zum Tagessatz. Parallel arbeitet sie weiterhin für dpa, einige Printmagazine und bloggt.
Das Netz ist für sie eine berufliche Einnahmequelle und zugleich weiterhin Steckenpferd. "Nicht jedes Mal, wenn ich etwas ins Netz schreibe, schreibe ich auch eine Rechnung." Vor kurzem hat sie ein Barcamp, eine Konferenz, zum standortbezogenen sozialen Netzwerk Foursquare mitorganisiert. Ehrenamtlich, versteht sich. "Zum einen macht es mir einfach Spaß. Aber gleichzeitig baue ich mir Fachwissen und Kontakte auf, aus denen wieder neue Aufträge entstehen." Vielleicht kennen sich in ein, zwei Jahren alle mit Twitter aus – und brauchen dann jemanden für die nächste Plattform. Bis dahin bleibt Christina Quast die "Hashtaghüterin".
Christina Quast twittert unter @C_Q_, ihre anderen Social-Media-Accounts sind hier zu finden.
Wie überlebe ich als freie Journalistin?
"Schritt eins: Nicht immer einen festen Plan haben, sondern viele Dinge (im Internet) einfach ausprobieren. Die beruflichen Themen und persönlichen Leidenschaften aufeinander abstimmen, um motiviert zu sein."
Andreas M.
Ich finde es schade, dass der Text nicht auf den interessanten Punkt zu sprechen kommt - nämlich, welche erfolgreichen Strategien und Ratschläge Quast für Twitter-Nutzer hat. Stattdessen werden belanglose Anekdoten erzählt - von PC-Pools, der Abschlussarbeit und Werbung für Foursquare. Wen interessiert das und wo ist der Nutzwert?
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