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Gespenst mit Stuck und Lustgärten: Vor 70 Jahren tilgten die Alliierten Preußen

Passanten huschen an der lachsrosafarbenen Fassade des Potsdamer Stadtschlosses vorbei, die Rabatten von Sanssouci liegen schmucklos im Regen. Preußische Gloria interessiert an einem klammen Februartag nur wenige. Der 70. Jahrestag des Endes Preußens verstreicht ähnlich unspektakulär wie sich das Gesetz liest, mit dem es besiegelt wurde.

„Der Staat Preußen, seine Zentralregierung und alle nachgeordneten Behörden werden hiermit aufgelöst", verordnete der Kontrollrat der Alliierten Ende Februar 1947. Wenn, wie Winston Churchill es ausdrückte, Preußen „die Wurzel des Übels" war, wurde die nun endgültig ausgerissen - im Interesse der Sicherheit der Völker und der Bewahrung des Friedens, so die Präambel des Gesetzes.

70 Jahre später erlebt Preußen eine Renaissance: Sein Erbe mit Stuck und Lustgärten ist der kulturtouristische Goldesel Brandenburgs. Fast zwei Millionen Besucher zählen die Anlagen der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten in jedem Jahr. 16 Millionen Euro fließen allein aus Eintritten und Vermietungen in die Kassen, das Geschäft mit dem kantigen Konterfei des Alten Fritz in den Museumsläden noch nicht einberechnet.

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