Christian Volk

ZDF-Reporter und Redakteur, Mainz

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Weniger Satire bei der "Partei": Jetzt wird's ernst - DER SPIEGEL

Erst wollte der Satiriker Martin Sonneborn vor allem provozieren. Nun ist seine Partei erfolgreicher als gedacht - und will mehr echte Sacharbeit leisten.

Es dauert elf Minuten, bis Kerstin Kruschwitz zum ersten Mal sagt, dass sie in Deutschland "die Macht ergreifen" will. Gemeinsam mit rund 150 Männern und Frauen im Saal und Tausenden im ganzen Land.

Kruschwitz, 50, sitzt auf der Bühne des Babylon-Kinos in Berlin-Mitte. Wie die meisten anderen trägt sie eine rote Krawatte und ein graues Kostüm, rechts am Revers blitzt ein kleiner Anstecker: "Die Partei". Es ist Ende September, Landesparteitag in Berlin. Kruschwitz ist als Schatzmeisterin Teil des Vorstands und hält mit einem Kollegen die Begrüßungsrede.

Die Partei ist gegründet von dem Satiriker Martin Sonneborn, zunächst als Witz und Provokation gedacht, nun auf dem Weg, sich im politischen System zu etablieren.

Bei der Bundestagswahl 2013 machten noch magere 0,2 Prozent ihr Kreuz bei der Partei, 2017 waren es 1 Prozent, bei der Europawahl 2019 schon 2,4 Prozent. In Berlin, Bamberg, Nürnberg und drei weiteren Städten holte Die Partei damals mehr Stimmen als die FDP, in Hamburg in sieben Stadtteilen mehr als die CDU. Unter den Erstwählern wurde sie mit 9 Prozent drittstärkste Kraft.

Die Mitgliederzahl hat sich seit Jahresmitte 2017 fast verdoppelt – auf rund 47 000. Derzeit besetzt Die Partei zwei Mandate im Europaparlament, 243 auf kommunaler Ebene, im nächsten Jahr könnte der Einzug ins Berliner Abgeordnetenhaus gelingen. Nun wird diskutiert, ob man deshalb ein ernsteres Programm braucht. Zwei Lager haben sich gebildet: die Realpolitiker und die Satiriker.



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