Als CSU-Politikerin muss ich mit einem Widerspruch leben: Ich finde Bands gut, von denen ich genau weiß, dass niemand von denen jemals CSU wählen würde. Für mich ist das aber kein Grund, einen Musiker zu boykottieren. Ich war mal bei einem Konzert von Jasmin Tabatabai in München, im Bundestagswahlkampf 2002. Damals war ich die jüngste Kandidatin in Bayern, Edmund Stoiber war Kanzlerkandidat. Irgendwann schreit Tabatabai: "Stoiber will Bundeskanzler werden!" Und ich brülle: "Jaaa!" Aber sie macht weiter: "Das müssen wir alle verhindern!" Heute kann ich schon fast darüber lachen, aber damals war das natürlich eine denkwürdige Erfahrung besonderer Art.

Ich versuche mittlerweile, das zu trennen. Wenn ich den Leuten sage, ich finde die Toten Hosen toll, dann kommt als Erstes: "Ich würde nie zum FC Bayern gehn'." Das auszuhalten, hat mich auch Toleranz gelehrt.

Ich mag aber nicht nur die Hosen, ich finde auch die Ärzte gut - in der Schule habe ich nie verstanden, warum man sich zwischen den beiden Bands entscheiden musste. In dieser Zeit war ich auch in der Punkszene unterwegs, war immer mal wieder auf Ska-Punk-Festivals.

Heute ist eines meiner Lieblingslieder immer noch von den Ärzten: "Westerland". Wahrscheinlich, weil ich sehr gern auf Sylt meinen Urlaub verbringe. 

Oh, ich hab' solche Sehnsucht /
Ich verliere den Verstand /
Ich will wieder an die Nordsee /
Ich will zurück nach Westerland

Natürlich ist mir bewusst, dass der Song eine Kapitalismuskritik ist. Aber wenn wir aus Bayern anreisen, dann passt "Ab in den Süden" einfach nicht. Und bei "Westerland" kann die ganze Familie mitsingen.

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