Christian Volk

ZDF-Reporter und Redakteur, Mainz

1 Abo und 1 Abonnent
Artikel

Wer an der Corona-Wut verdient - DER SPIEGEL

Veranstalter und Redner machen ihre bizarren Thesen zu Geld. Sie nehmen Spenden, bieten Abomodelle oder verkaufen angebliche Schutzamulette für 69 Euro.


Es schien eine wahllos zusammengewürfelte Menge zu sein, die sich vor einer Woche in Berlin traf. Trotz steigender Infektionszahlen demonstrierten bis zu 20.000 Menschen gegen die Corona-Maßnahmen der Politik. Die selbst ernannte "zweite Welle", die da durch die Hauptstadt rollte, wirkte wie ein außer Kontrolle geratener Karnevalsumzug. Es versammelten sich entrückte Esoterikerinnen, Alt-68er und junge Familien. Hinzu kamen Verschwörungsfreaks und Rechtsextremisten. Ohne Abstand, ohne Masken.

Organisiert hatte die Demo ein IT-Unternehmer. Michael Ballweg heißt der Mann. Er ist 46 Jahre alt und Gründer der Stuttgarter Initiative "Querdenken 711". Seit Mitte April organisiert er regelmäßig "Mahnwachen für das Grundgesetz". Dort zeigt sich seither jene diffuse Mischung von Demonstranten, die nun auch in Berlin zu sehen war. "Letztendlich ist es ja so, dass eine Versammlung keine Eintrittskarte hat und keine Eintrittsbeschränkung", sagt Ballweg, der seine Demos als "überparteilich" bezeichnet. "Es nehmen halt Menschen aus allen Schichten teil."

Menschen aus allen Schichten sind für Ballweg auch deshalb wichtig, weil sie das größtmögliche Publikum versprechen. Nicht nur für seine kruden Theorien, sondern auch für deren Vermarktung.

Die anschwellenden Proteste gegen die Corona-Maßnahmen der Regierung sind längst zu einem einträglichen Geschäft derer geworden, die sie organisieren, dort agitieren und mit ihnen abkassieren.

Fast alle der vermeintlichen Vor- und Querdenker buhlen um Spenden, bieten Abo- und Bezahlmodelle oder andere Produkte zum Kauf an. Ihr politisches Engagement, womöglich aus persönlicher Überzeugung entstanden, ist für viele längst zu einem Geschäftsmodell geworden. Motto: Man kann nicht nur in seiner eigenen Welt leben, sondern auch von ihr.

Auch Ballwegs Initiative lebt von ihren Anhängern. Auf einer Demo bat Ballweg jüngst publikumswirksam um Geld. Er hat ein Spendenkonto bei der Volksbank eingerichtet, auf das er online hinweist. Nachdem im Mai ein Brandanschlag auf die Lastwagen seines Technikteams verübt wurde, kamen Ballwegs Angaben zufolge innerhalb weniger Tage rund 225.000 Euro an Hilfsmitteln zusammen.



Mit einem Klick auf "Zum Original" können Sie den gesamten Text lesen.

Zum Original