Jeden Sonntag stehen Hunderte zwischen Bautzen und Zittau am Straßenrand, darunter immer mehr Rechtsextreme. Warum?
Jeden Sonntag kommt Matthias Bender an die Bundesstraße 96, um zu provozieren. Er steht dann da, immer zwischen zehn und elf Uhr vormittags, und schweigt. Nur seine schwarz-weiß-rote Reichsflagge, neu gekauft, stemmt er in die Hüfte, provisorisch an einem abgefeilten Holzstock festgenagelt. "Uns wurde die Würde genommen", raunt er, wenn man ihn fragt, warum er da steht.
Bender protestiere, so sagt er, gegen die Corona-Beschränkungen. Seinen richtigen Namen will er nicht nennen, nicht mal sein Alter. Zu groß sei die Angst, als Verschwörungstheoretiker abgetan zu werden, den Job zu verlieren, weil er hier mit anderen steht, am Straßenrand von Ebersbach-Neugersdorf, östliches Sachsen.
Bender stört vieles, besonders aber stört ihn die Maskenpflicht. Er sagt, er wolle keine Maske mehr tragen. "Die hilft sowieso nicht gegen das Virus", glaubt er zu wissen. "Die ist einfach nur ein Maulkorb."
Das Wort "Maulkorb" verwenden viele der Demonstranten entlang der B 96, es ist die Metapher für das Gefühl, nicht mehr gehört zu werden. Seit Anfang Mai die ersten Versammlungen losgingen, hat sich an der fast 50 Kilometer langen Strecke zwischen Bautzen und Zittau eine neue Art des Protests entwickelt - eine meist stille Straßenranddemo.
Mehrere Hundert Menschen stehen entlang der Bundesstraße, viele mit Reichsflaggen, manche mit Reichskriegsflaggen. Rechtsextremisten haben sich unter Einwohner ohne erkennbar rechte Gesinnung gemischt. Formiert sich hier eine neue Pegida? Ein neues Bündnis wütender, zunehmend radikaler Bürger?
Mittlerweile ermittelt der polizeiliche Staatsschutz, der sächsische Verfassungsschutz hat die Proteste ebenfalls im Blick. Und auch die Politik sucht nach Antworten auf die Frage: Wie umgehen mit dieser sonderbaren Art des Protests, wie umgehen mit den Menschen, die hier stehen?
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