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Reportage

ARD-Themenwoche #WIELEBEN: Bauen für die Zukunft

Aurèle Haupt, Ingenieur für nachhaltiges Bauen, hat die Genossenschaft "Wir bauen Zukunft" in Mecklenburg mitgegründet und will sein Wissen mit anderen teilen. In Nieklitz, einem kleinen Ort südlich des Schaalsees in Mecklenburg, arbeiten er und andere an Projekten und Ideen für eine nachhaltige Zukunft.


Ideen entwickeln, tüfteln und bauen

Aurle Haupt Ingenieur fr nachhaltiges Bauen in der Werkstatt
Mit dem biegsamen Stück Holz sind viele neue Ideen möglich.

Der 33-jährige Ingenieur führt durch die Werkhalle an die automatische, bewegliche Fräse. Er hält ein schmales Sperrholzbrett aus Birke in der Hand. In der Mitte des Bretts hat die Maschine eine lamellenartige Struktur ausgefräst. Dadurch lässt sich das Brett an dieser Stelle wie festes Gummi biegen, ohne zu brechen, und in eine neue Form bringen. Perfekt für runde Ecken oder Möbel: "Das lieb' ich, diese Ideen zu entwickeln, rumzutüfeln, bis es funktioniert, und es dann auch in die Welt zu bringen. So haben wir ein ganzes Haus gebaut. Das steht auch drüben am Gelände."


Die Welt von morgen nachhaltig und enkeltauglich denken

Mit dem Gelände meint er das zehn Hektar große Areal der Initiative "Wir bauen Zukunft". Früher befand sich hier ein botanischer Erlebnisgarten. Der Park musste schließen und das Areal stand zum Verkauf. Aurèle und Gleichgesinnte aus ganz Deutschland gründeten die Genossenschaft und griffen zu. Die Idee: die Welt von morgen im Kleinen neu denken, vor allem nachhaltig und "enkeltauglich", wie sie auf ihrer Webseite schreiben. An der gemeinsamen Vision arbeiten inzwischen 20 Menschen, Ingenieure wie Aurèle Haupt, aber auch Unternehmensberater, Tischler und Erzieherinnen.


Seminare, Co-Working Spaces und ein Permakulturgarten

Die Genossenschaft bietet Räume für Veranstaltungen und Seminare, einen Co-Working Space - also ein Gemeinschaftsbüro, ein Reparatur-Café und einen nachhaltig angelegten Permakulturgarten. Aurèle Haupt hat mit einem Kollegen ein eigenes Architektur- und Ingenieursbüro für nachhaltiges Bauen gegründet. Das neueste Projekt: Sie planen ein Tiny House, also ein Holzhaus auf möglichst kleiner Fläche. Es soll ein 16 Quadratmeter großes Wartehäuschen für Pendler an einem Parkplatz in der Nähe der Autobahn werden. Unterstützt werden sie dabei von den umliegenden Gemeinden, die sie auch immer wieder beraten.


Tiny Houses sind gut für die Umwelt

Ein Tiny House steht im Rahmen des Projektes Wir bauen Zukunft umgeben von Bumen  NDR Foto Marc Hoffmann
Das Tiny House von Aurèle Haupt steht mitten in der Natur.

Normalerweise wird in Tiny Houses nicht nur gewartet, sondern dauerhaft gelebt. Gerade seit Beginn der Corona-Krise sei das Leben auf dem Land gefragt wie nie, erzählt der Ingenieur. Hinter dem Fenster der Werkhalle fällt der Blick über ein Feld zum Waldrand. Großzügig wohnen, Platz haben, Aurèle Haupt meint, das könne man sich heute nicht mehr leisten, auch nicht auf dem Land, alleine aus Umweltschutzgründen. Er selbst träumt von einem nachhaltigen Leben mit mehreren Tiny Houses, quasi wie eine Bauwagensiedlung. Diese Art zu wohnen sei ziemlich energieeffizient, man habe weniger Fläche und müsse weniger heizen, habe einen kleineren Ressourcenverbrauch, trotzdem die Qualität eines sozialen Umfeldes und den Nahrungsmittelanbau vor Ort.


Seine Zukunft ist auf dem Land

Die Politik müsse für die Industrie Anreize schaffen, fordert der Ingenieur, damit durch nachhaltige Technologien neue Arbeitsplätze entstehen. Aurèle Haupt sieht seine Zukunft weiter auf dem Land. Er schätzt die Natur, die Weite und die Ruhe: " Hier finde ich noch mehr Inspiration, wenn ich mit unserem Hund über die Felder laufe, ich hab' hier mehr Raum, sodass sich meine Gedanken entfalten können."


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Stand: 16.11.2020


Wie wollen wir leben? Sechs junge Menschen erzählen, wie sie sich zusammen mit anderen für eine bessere Zukunft engagieren.


von Charlotte Horn