Caspar von Au

Freier Journalist, München

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Artikel

Auf der Spur von "Badsch" und "Zwederle"

Zimmerer Horst Brodbeck schwäbelt auf dem Dachfirst GB-Foto: Bäuerle

"Heiligs Blechle", "Badsch" oder "Zwederle": Der Nufringer Zimmermeister Horst Brodbeck stand bereits zum wiederholten Mal für die ARD-Buffet-Rubrik "Dialekt-Rätsel" in der Werkstatt und in luftiger Höhe vor der Kamera. Und jetzt schon wieder.

23.03.2013

Caspar von Au und Andreas Eipper

Was ist ein "Heiligs Blechle"? Für den alteingesessenen Schwaben liegt die Antwort wahrscheinlich auf der Hand, aber Bürger aus den restlichen Teilen der Republik oder auch jüngere Schwaben tun sich eher schwer, den Begriff ins Hochdeutsche zu übersetzen. Die Frage stellte Zimmermeister Horst Brodbeck den Zuschauern des ARD-Buffets in einer Sendung im vergangenen Jahr. "Dialekt-Rätsel" nennt sich die Reihe, bei der Anrufer die hochdeutsche Bedeutung mundartlicher Begriffe erraten sollen. Für eine richtige Antwort gibt es 250 Euro zu gewinnen. Zweimal war Brodbeck schon im ARD-Buffet zu Gast, und weil der 48-Jährige seine Sache so gut gemacht hat, dreht die ARD ein "Best Of" mit ihm.

Dazu besuchen ihn Redakteurin Isabel Offermanns und Kameramann Florian Lengert in seiner Werkstatt im Nufringer Gewerbegebiet Gründen. Um 10 Uhr morgens beginnen sie mit der Vorbesprechung und dem Aufbau für die Dreharbeiten. Bis alle acht geplanten Rätsel im Kasten sind, dauert es rund sechs Stunden. Jeder Beitrag wird in eine Anmoderation mit dem Rätsel und in eine Auflösung aufgeteilt. Bevor gedreht wird, bespricht Offermanns mit Horst Brodbeck, was in den beiden Teilen vorkommen soll. Bei jeder Anmoderation erzählt der Zimmermeister über einen traditionellen Brauch der Zimmerleute oder berichtet von einer Anekdote. Da ist zum Beispiel der Amerikaner, der einen schweren Sparren "met so am feuerrota Meggl" wegen eines Missverständnisses in die Höhe stemmt. Der Amerikaner verwechselte Horst Brodbecks Anweisung "ab" mit dem englischen "up".

"Die Dreharbeiten sind schon ganz schön anstrengend", stöhnt Brodbeck. "Beim letzten Mal haben wir eine einzige Auflösung sechs- bis achtmal gedreht. Irgendwann fühlt man sich wie der Lottogewinner Erwin Lindemann in Loriots bekanntem Sketch, der alles durcheinanderwirft." Dieses Mal muss eine Szene vier-, fünfmal wiederholt werden, nachdem sie eigentlich schon im Kasten war, nur weil der Name einer Kreissäge im Bild zu sehen ist. Um sich nicht dem Verdacht der Schleichwerbung auszusetzen, klebt Kameramann Florian Lengert den Namen mit schwarzem Klebeband ab. Isabel Offermanns geschultem Blick entgeht nichts.

Die ARD hatte die Talente des Nufringer Zimmerers entdeckt, als ein regionaler TV-Sender ihn anlässlich der Herbstschau in Herrenberg befragte. Das ist eine übliche Vorgehensweise, erklärt Offermanns: "Wir sehen und hören uns den Menschen an. Dabei suchen wir gezielt nach bestimmten Berufsgruppen." Der 48-Jährige führt seit 23 Jahren einen eigenen Betrieb in Nufringen. Mit dem schwäbischen Dialekt ist er in Bönnigheim aufgewachsen. Als er erstmals für den großen Fernsehsender vor der Kamera stand, war er trotzdem ziemlich nervös. "Aber das ist ja gerade das Sympathische", meint Isabel Offermanns. Zum Dreh, wie auch bei der Arbeit, trägt Horst Brodbeck die traditionelle Arbeitskleidung der Zimmerleute. Allein das T-Shirt mit dem Firmenlogo hat Brodbeck gegen ein weißes Hemd eingetauscht. Die Tracht sei für die Arbeit einfach praktisch. Auch mit den Knöpfen hat es etwas Besonderes auf sich: "Die sechs an der Jacke stehen für die Arbeitstage, und die acht an der Weste für die Arbeitsstunden", erläutert der Zimmermeister. "Außerdem ist jeder Knopf traditionell Z-förmig, wie Zimmermann, angenäht."

Um für ein bisschen Abwechslung zu sorgen, fahren Brodbeck und das Fernseh-Team für die letzten zwei Drehs an eine Baustelle in Nufringen. "Außendrehs machen immer am meisten Spaß", weiß Redakteurin Offermanns. Hoch oben auf dem Dachfirst hockend, soll der Zimmermann die letzten beiden Rätsel stellen. Weil nur Kameramann Lengert und der Kranführer in den Korb passen, muss Offermanns auf ein Gerüst klettern, um Brodbecks Worte verstehen zu können. Diesmal geht es in der Anmoderation um einen Zimmermannsbrauch beim Richtfest. Nach fast einer Stunde auf dem First steigt Horst Brodbeck um kurz nach 16 Uhr erschöpft vom Dach.

Die Dialekt-Rätsel mit Horst Brodbeck sind schon in wenigen Wochen im ARD-Buffet zu sehen und zu lösen. Ein "Heiligs Blechle" ist weder ein Sprung in der Schüssel noch ein Fahrrad, wie die Anrufer bei der Sendung am 15. November vermuteten, sondern ein Auto. Ein "Badsch" ist ein Handschlag, und unter einem "Zwederle" versteht der Schwabe eine Weste.

Wer sich als Rätselsteller versuchen will, kann sich per Post unter der Adresse "Casting 1, Güntzelstraße 61, 10717 Berlin, Stichwort: ARD-Buffet" darum bewerben.


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