Caspar von Au

Freier Journalist, München

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Zaubertricks nicht nur für die Familie

Arnd Röhm ist nun geprüfter Zauberer GB-Foto: Bäuerle

Jettingen: Elektroplaner Arnd Röhm ist Mitglied im Magischen Zirkel.

08.06.2013

Drei rote Schwammbälle hält Arnd Röhm in der linken Hand. Einen davon steckt er in seine rechte Jackentasche und ballt die Faust um die übrigen beiden.Sekunden später öffnet er die linke Hand wieder, und die zwei Schwammbälle haben sich auf magische Weise erneut zu drei Bällen vermehrt. "Das liegt am Ärmelkanal", erklärt der Jettinger lächelnd. "Der schießt den Ball von der rechten Seite über die Schultern in meinen linken Arm und dann in die Hand." Davon ist jedoch selbst bei hochgekrempelten Ärmeln nichts zu sehen.

"Wenn ich etwas mache, dann richtig", sagt Arnd Röhm von sich. Weil ihm gekaufte Zaubertricks nicht reichten, absolvierte der gelernte Elektriker eine 14-monatige Ausbildung zum Zauberer und darf sich nun Mitglied des Magischen Zirkels nennen.

Der Magische Zirkel hat knapp 3 000 Mitglieder, die sich auf 85 Ortsverbände in ganz Deutschland verteilen. Der 42-jährige Familienvater hat im Januar bei der "Akademie der Zauberkunst" in Köln-Rösrath seine Prüfung erfolgreich abgelegt. Röhms Repertoire reicht querbeet von Bühnenmagie mit Seilen, Tüchern, Ringspielen und aus dem Nichts erscheinenden Gläsern, bis hin zu Tricks mit Münzen, Würfeln, Karten oder eben jenen Schwammbällen beinahe in den Händen des Zuschauers. Am liebsten zaubert Röhm im direkten Kontakt mit dem Publikum. "Close-Up-Magic" nennt sich das in der Fachsprache. "Ich lege Wert auf die Nähe und außerdem bin ich dadurch viel flexibler", sagt der gelernte Elektriker. "Wenn ich meinen Tisch und meinen Rucksack dabei hab, kann ich sofort loslegen."

Um einen einzelnen Trick perfekt zu beherrschen, übt der 42-Jährige oft über mehrere Wochen. Wie viele Stunden täglich weiß er nicht: "Sitz ich in der S-Bahn, hab ich Münzen in der Hand, vor dem Fernseher übe ich nebenbei mit den Karten." Einmal habe er bei einer Bahnfahrt von Mannheim bis Köln die anderen Fahrgäste unterhalten. Fest stehe jedoch, dass er jeden Tag etwas für sein Hobby macht. Und sei es nur das Textschreiben, das genauso zur Zauberei gehört wie das Einstudieren der Tricks. Das Maß aller Dinge bei der Perfektion seiner Zaubertricks ist für ihn seine elfjährige Tochter Julia: "Als Abschluss führ ich es ihr immer vor", berichtet er. "Erst wenn sie das Okay gibt, geh ich damit raus." Raus, das heißt für den Zauberer beispielsweise, bei einem sogenannten "Magic Dinner" aufzutreten. Zwischen den drei Gängen zaubert Röhm zunächst eine halbe bis dreiviertel Stunde auf der Bühne, dann kommt er zu jedem Gast an den Tisch, um einen Münz- oder Kartentrick direkt vor den Augen der Zuschauer vorzuführen.

Die Zauberei für sich entdeckt hat der Jettinger, der hauptberuflich als Elektro planer bei einem Automobilkonzern arbeitet, durch seine Töchter Julia und Sarah. Weil er bei Kindergeburtstagen etwas zeigen wollte, hat er sich anfangs einige "Selbstgänger" gekauft. Also Zaubertricks, bei denen der Magier selbst nicht viel tun muss. "Ich hab mir gedacht, das kanns nicht sein", schildert der 42-Jährige. "Meine Frau hat mir daraufhin einen Basiskurs an der Akademie der Zauberkunst geschenkt. Nach drei Stunden wusste ich schon: das ist es!" Wenig später trat Arnd Röhm im November 2011 die Aus bildung an der "Akademie der Zauberkunst" an. Nach zehn Wochenendseminaren zusammen mit elf anderen Teilnehmern absolvierte er im Januar 2013 erfolgreich die theoretische und praktische Prüfung.

Damit ist die Magie natürlich zu einer Art "Vollzeit-Hobby" aufgestiegen. Nebenher kümmert sich Röhm noch um Familie, Haus und Garten.

Im Winter spielt er gerne Theater, im Sommer fährt er Fahrrad. "Und dann gehe ich natürlich noch einem Beruf nach", lacht der Elektroplaner. Jetzt steigt Röhm bald selber als Trainer ein, um interessierte Menschen in der Zauberkunst zu unterrichten. Eine Fortsetzung der eigenen Ausbildung mit sieben der ursprünglichen zwölf Teilnehmer ist auch geplant. Eine Teilnahme an den deutschen Meisterschaften kann er sich zwar vorstellen, möchte aber noch nicht darüber nachdenken.

Zunächst will der 42-Jährige auf einigen Kleinkunstbühnen auftreten und weitere "Magic Dinner" aufführen. CASPAR VON AU


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