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Gesa nimmt jede Hürde

Bild: Rüffer

Heute werden in London die olympischen Spiele eröffnet. Mit dabei im deutschen Team sind auch über 20 Frankfurter. Wir haben die Hindernisläuferin Gesa Krause vor ihrem Start besucht.

Frankfurt.  Die 19-jährige Leichtathletin Gesa Krause ist eine Überfliegerin und bricht gerade alle persönlichen Rekorde. In Helsinki kam sie als EM-Vierte ins Ziel und im letzten Jahr wurde sie bei der WM in Südkorea Neunte. Die Durchstarterin lebt in Niederrad unweit des Stadions in dem sie auch trainiert. Mit acht Jahren hat sie ihre ersten Turniere für den TV Dillenburg absolviert. Mit 16 ging es dann aufs Sportinternat nach Frankfurt.

Das Pensum vor den Wettkämpfen ist hart: zwischen 110 und 190 Kilometern die Woche stehen auf dem Programm. Eine gesunde Ernährung gehört natürlich auch dazu. "Bei Kuchen greife ich dann aber schon gerne mal zu", gesteht Gesa.

Zu ihren Leidenschaften zählt das Reisen, das der Sport ja auch mit sich bringt. So ist sie bereits in 50 Ländern gewesen. "Gerne würde ich einmal nach Mexiko fliegen", sagt sie. Die USA haben es ihr besonders angetan, zehn Mal war sie bereits dort.

Der Sport, die frühe Unabhängigkeit, das Reisen und die vielen Kontakte haben aus dem jungen Mädchen eine selbstständige junge Frau gemacht. Die Souveränität merkt man der zierlichen Sportlerin an. Sie wirkt eloquent und spricht gewandt, man spürt, dass sie schon oft Interviews geführt hat. Sie setzt sich Ziele und weiß genau, was sie will. Im Herbst wird sie an der accadis Hochschule in Bad Homburg ein Studium beginnen. International Business, Marketing und Event Management sollen es sein. Angst vor der Doppelbelastung hat sie nicht: "Es wird nicht einfach werden, aber möglich ist es. Es gibt viele, die sich weiterbilden und professionell Sport treiben", sagt sie bestimmt.


Familie gibt Halt

"Ich bin selbst überrascht, dass Gesa so nach oben geschossen ist seit dem letzten Jahr", sagt Jürgen Maier, Gesas Vater. Der 54-Jährige Taxiunternehmer beobachtet den sportlichen Aufstieg seiner Tochter mit Stolz und stärkt ihr den Rücken. "Ich lebe für den Sport", sagt der Frankfurter, der selbst aktiver Fußballer war und Gesa an die Leichtathletik herangeführt hat. Man merkt ihm an, wie sehr ihm die sportliche Karriere seiner Tochter am Herzen liegt. Wer allerdings Druck von seiten der Eltern vermutet, liegt falsch. "Meine Eltern haben mich für den Sport begeistert, aber keinen Druck ausgeübt. Das hätte bei mir auch keinen Sinn gemacht. Man muss Spaß an der Sache haben", sagt Gesa. Trotz aller Mühen ist für Gesa ganz klar: "Laufen muss eine Leidenschaft sein. Man hat so viele schönen Momente, dafür nimmt man auch die weniger schönen in Kauf", versichert sie.

Das heißt vor allem, dass nicht viel Zeit für andere Hobbys bleibt neben dem Sport. Für Parties oder für ausgelassene Discothekenbesuche mit den Freundinnen ist keine Zeit: "Der Sport steht an erster Stelle", verrät die zierliche Sportlerin, "aber meine Freunde und meine Familie geben mir Halt."


Gesas Vater wohnt in Dillenburg, hat aber sein Unternehmen in Frankfurt und ein Zimmer nur ein paar Fußschritte von seiner Tochter entfernt angemietet. Die Nähe zu ihr hat Vorteile. So kann er sie mitnehmen, wenn sie eine Auszeit vom Trainingsalltag braucht. Dann fahren die beiden nach Hause und verbringen mit Gesas Mutter entspannte Tage, die die junge Sportlerin dringend benötigt und die auch dem Familienleben gut tun. "Für meine Mama ist es auch nicht so einfach, dass die einzige Tochter so viel unterwegs ist", sagt Gesa. Wenn die Tochter in der Welt umherreist halten die Eltern per E-Mail und per Telefon Kontakt. Doch bei den meisten Wettbewerben sind sie vor Ort.

20.Geburtstag in London

"Von etwa 300 Wettbewerben waren wir bei etwa der Hälfte dabei", sagt Jürgen Maier. Dabei steht für Gesa auch noch ein weiterer Höhepunkt an: Sie feiert am 3. August ihren 20. Geburtstag. Genau einen Tag später wird es dann ernst. "Für mich ist die Olympiateilnahme das schönste Geburtstagsgeschenk", sagt Gesa. Zu dem Geburtstag hat die Familie einen Ausflug geplant. "Wir werden uns Oxford anschauen." Die Zielsetzung für den Wettkampf in London ist klar. "Gesa möchte ihre persönliche Bestzeit laufen und ins Finale kommen.", sagt Maier. Die Konkurrenz ist groß, aber an den richtigen Voraussetzungen dürfte es nicht scheitern. "Ich bin ein Dickkopf", sagt Gesa und an ihrem entschlossenen Blick kann man ablesen, dass sie den nötigen Kampfgeist besitzt.cal




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