„Gemeinsam machen wir die Welt ein bisschen friedlicher. Jeden Tag'', lautet das offizielle Motto der Aktion Sühnezeichen Friedensdienste (ASF). Die gemeinnützige Organisation setzt sich aktiv für die Aufarbeitung des Nationalsozialismus und des Holocausts ein. Jedes Jahr werden verteilt in ganz Europa und Israel 23 internationale Sommerlager angeboten, in denen man mit anderen Teilnehmern zusammenlebt und gemeinsam praktische Arbeiten an Plätzen vornimmt, die auf ganz unterschiedliche Weise mit dem Nationalsozialismus verbunden sind.
Je nach Sommerlager kann die Tätigkeit ganz verschieden ausfallen, manchmal wird gemalt, gegärtnert, gebaut oder auch archiviert. Zwei ehrenamtliche Teamleiter sind vor Ort die Ansprechpartner für die Teilnehmer, kümmern sich um einen reibungslosen Ablauf und organisieren zudem Workshops und weitere kulturelle Veranstaltungen und Freizeitaktivitäten.
Jeder ist willkommenJeder ab 18 Jahren kann beim Budapester Sommerlager teilnehmen, völlig egal, ob man Schüler, Student, berufstätig oder bereits in Rente ist. Dieses Jahr findet das Sommerlager vom 21. Juli bis zum 4. August statt. Von der Vielfalt der Teilnehmer, die jeweils unterschiedliche Sprachen, Kulturen und Erfahrungen mitbringen, lebt jedes Sommerlager, die Camp-Sprache ist jedoch Englisch. Der kulturelle Austausch und das gemeinsame Arbeiten sind das verbindende Ziel.
Das Budapester Sommerlager findet in Kooperation mit dem Ungarischen Jüdischen Kulturbund Mazsike statt, der die Teilnehmer zu vielen kulturellen Veranstaltungen einlädt. Gearbeitet wird auf dem größten Jüdischen Friedhof der Stadt, bei dessen Pflege die Teilnehmer mithelfen. Die Freiwilligen leisten damit einen wichtigen Beitrag zum Erhalt und zur Instandsetzung der weitläufigen Friedhofsanlage und ihrer Grabsteine.
Freizeitaktivitäten und inhaltliches Arbeiten kommen dabei jedoch nicht zu kurz: Auf dem Programm stehen Gespräche mit Zeitzeugen und eine Exkursion aufs Land. Zudem organisieren die Teamleiter thematische Workshops, die es den Teilnehmern ermöglichen, sich intensiv mit der Vergangenheit und der Gegenwart jüdischen Lebens in Ungarn auseinanderzusetzen.
Ein wichtiges Thema wird natürlich die Verfolgung der ungarischen Juden sein. Dabei werden Fragen diskutiert wie: Was war das sogenannte internationale Ghetto, welche Rolle spielten Diplomaten bei der Rettung von jüdischen Leben und wo gab es andere Formen des Widerstands? Doch auch mit dem ungarischen Volksaufstand von 1956 sowie der Überwindung des Eisernen Vorhangs und der Bedeutung für das heutige Europa soll sich im Rahmen des Sommerlagers auseinandergesetzt werden.
Kein großes Budget notwendigDas Sommerlager in Budapest ist insofern besonders, als es außer von den ASF-Spendengebern zusätzlich auch von der EU gefördert wird. Der Teilnahmebeitrag ist deshalb stark reduziert und beläuft sich für die zwei Wochen auf eher symbolische 30 Euro, hierbei ist bereits alles inbegriffen: Verpflegung während des Sommerlagers, Unterkunft in einem Studentenwohnheim in der Innenstadt und Freizeitaktivitäten wie beispielsweise Eintritte für Museen. Zudem besteht die Möglichkeit, eine Reisekostenerstattung für die Hin- und Rückreise bis zu einer Höhe von 150 Euro zu beantragen.
Wer steckt hinter Aktion Sühnezeichen Friedensdienste?Im Jahr 1958 wurde die ASF von evangelischen Christen ins Leben gerufen. Die Spaltung Deutschlands machte die gesamtdeutsche Arbeit unmöglich und so entwickelten sich in den beiden deutschen Staaten zwei Organisationen mit unterschiedlichen Schwerpunkten, aber mit einem gemeinsamen Ziel: die Anerkennung der Schuld für die nationalsozialistischen Verbrechen. „Wir Deutschen haben den Zweiten Weltkrieg begonnen und damit mehr als andere unmessbares Leiden der Menschheit verschuldet. Deutsche haben in frevlerischem Aufstand gegen Gott Millionen Juden umgebracht. Wer von uns Überlebenden das nicht gewollt hat, hat nicht genug getan, es zu verhindern", heißt es im Gründungsaufruf der ASF.
In der Überzeugung, dass der erste Schritt zur Versöhnung von der Seite der Täter und ihrer Nachkommen ausgehen sollte, baten die Sühnezeichen-Gründer „die Völker, die von uns Gewalt erlitten haben, dass sie uns erlauben, mit unseren Händen und mit unseren Mitteln in ihrem Land etwas Gutes zu tun". Aktion Sühnezeichen verstand sich von Anfang an als ökumenisch und weltanschaulich offen. Wer sich dem Gründungsaufruf verpflichtet fühlt, ist zur Mitarbeit eingeladen. Seit der Wiedervereinigung Deutschlands hat sich auch die ASF geeint, ihre Zentrale befindet sich mittlerweile in Berlin.
Sie wollen Verantwortung übernehmen? Werden Sie Teamleiter!Neben der Möglichkeit am Sommerlager teilzunehmen, kann man sich auch bis Januar jeden Jahres als Teamleiter bewerben. Zu den Voraussetzungen hierfür gehört nicht zwingend Erfahrung in diesem Bereich, sondern vor allem die Bereitschaft, ehrenamtlich Verantwortung für die Gruppe übernehmen zu wollen. Daneben ist besonders die Zeit ein wichtiger Faktor, da die Vorbereitung des Sommerlagers etwa zwei Wochen in Anspruch nimmt und die Nachbereitung eine weitere Woche.
Die Teamleiter werden dabei aber nicht alleine gelassen, jedes Jahr im März findet jeweils in Deutschland ein dreitägiges Vorbereitungsseminar und im September ein zweitägiges Nachbereitungsseminar statt. Für die Teamleiter entfällt der Teilnahmebetrag, die Reisekosten zu den Seminaren und zum Sommerlager werden vollständig übernommen.
Um die Organisation und die Sommerlager kennenzulernen, kann man aber auch erst mal als Teilnehmer mitmachen. Die Onlineanmeldung für das Budapester Sommerlager und weitere Sommerlager in ganz Europa ist ab dem 9. April unter www.asf-ev.de möglich. Bei Fragen kann man sich auch an die ASF-Koordinatorin Christine Bischatka unter sommer@asf-ev.de wenden.
Hier ein Film über die Er fahrungen einer Teilnehmerin bei einem Sommerlager der ASF in Osnabrück im vergangenen Jahr.
https://www.youtube.com/watch?v=kyQKah_h7XQ