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Drogenabhängigkeit, Alkoholismus und bedingungslose Liebe

Salzburg - die österreichische Kulturmetropole am Nordrand der Alpen ist die Geburtsstadt von Wolfgang Amadeus Mozart, der als musikalisches Wunderkind bereits im Alter von sieben Jahren im Rahmen von Konzertreisen auf sich aufmerksam machte. Fast 250 Jahre später wird auch Adrian in Salzburg geboren, seine Kindheit hat allerdings nur wenig mit der Mozarts gemein. Er wächst nicht als Sohn eines Hofkomponisten und Vizekapellmeisters auf, sondern als Sohn einer alleinerziehenden, heroinabhängigen Mutter in einer kleinen Wohnung am Salzburger Stadtrand.

Alkohol, Zigaretten und Drogen sind im Alltag des Siebenjährigen ständig präsent. Doch für Adrian ist das nicht ungewöhnlich, er kennt es nicht anders, auch wenn seine Mutter Helga stets darauf bedacht ist, die Drogenabhängigkeit als Grund für ihre Stimmungsschwankungen und Trägheit zu verbergen. Finanzielle Nöte und die ständigen Kontrollen durch das Jugendamt stellen die kleine Familie darüber hinaus immer wieder auf die Zerreißprobe. Adrian flüchtet sich in die Welt seiner Fantasie, schreibt Geschichten über Monster und Dämonen und beschließt eines Tages, Abenteurer zu werden. Selbst seine Mutter, die viel Zeit mit ihm verbringt, verzaubert er mit seinen kreativen Erzählungen. „Die beste aller Welten'' ist ein bewegender Film, der unvoreingenommen die Geschichte einer schwierigen Kindheit in einem extremen Umfeld erzählt.

Ein Film über bedingungslose Liebe

Dabei beruht die Handlung des außergewöhnlichen Leinwandwerkes auf wahren Begebenheiten -Adrian und Helga gibt es wirklich, mit dem Unterschied, dass Adrian Goiginger heute 27 ist, und Filmemacher. Seine Mutter Helga verstarb 2012 an Krebs, ihr widmet er diesen Film. Im Gespräch mit der Budapester Zeitung erzählt der 27-jährige Filmemacher, dass er für diesen Film unbewusst fast 12 Jahre lang recherchiert hat. Mit „Die beste aller Welten" wollte er jedoch keinen Drogenfilm machen, sondern einen Film über bedingungslose Liebe zwischen Mutter und Sohn, der zeigt, dass die äußeren Umstände egal sind, solange Liebe da ist. Goiginger gibt aber auch zu, dass das wahre Leben schlimmer war, als es auf der Leinwand zu sehen ist, und er für den Film einige Szenen bewusst verharmlost hat.

„Die beste aller Welten" wurde mit einem kleinen Stab an Mitarbeitern innerhalb von sechs Wochen in einer leer stehenden Wohnung am Stadtrand von Salzburg gedreht. Adrian Goiginger hat das Drehbuch geschrieben und auch Regie geführt. Jeremy Miliker spielt den siebenjährigen Adrian und Verena Altenberger, bekannt aus der österreichischen RTL-Sitcom „Magda macht das schon!", seine Mutter Helga. Für Goiginger, der als Regiestudent noch fast ein Jahr an der Filmakademie Baden-Württemberg vor sich hat, ist es, nach einigen Kurzfilmen, der erste Spielfilm.

Besonderes Augenmerk auf Realismus und Authentizität

Wie ist das, wenn eine andere Person einen selbst spielt und man sich auf einmal in der Beobachterperspektive befindet? Adrian Goiginger sagt im Gespräch, dass ihm das überraschend leichtgefallen sei, da die Fremddarstellung eine gewisse Distanz mit sich bringe. Wichtig sei für ihn allerdings gewesen, dass Schauspieler Jeremy Miliker und Verena Altenberger eine vertraute Beziehung zueinander aufbauen, um die Botschaft des Films - die Liebe zwischen Mutter und Sohn - vermitteln zu können. Goiginger habe sich deshalb auch bewusst für eine kleine Filmcrew und den Dreh in einer leer stehenden Wohnung entschieden. Die intime Atmosphäre habe gerade Jungdarsteller Jeremy Miliker ermöglicht, echte Gefühle zu zeigen.

Wie Goiginger erzählt, würden selbst sein Opa und sein Stiefvater Günther, der als Lebensgefährte von Mutter Helga auch im Film porträtiert wird, beim Anschauen des Filmes den „echten Adrian" erkennen. Stärker als er selbst hätten sie dabei das Gefühl gehabt, seine Kindheit noch mal zu erleben. Ein Wunder ist das nicht, schließlich war das oberste Ziel Goigingers die realistische und vor allem authentische Darstellung der Charaktere. Alles sollte stimmen: Kleidung, Wohnung und besonders die Sprache - der Salzburger Dialekt.

Als sein Vorbild nennt Goiginger den Münchner Filmemacher Werner Herzog. Der heute 75-jährige Filmemacher zählte in den 1970er-Jahren zu den bedeutendsten Vertretern des „Neuen Deutschen Films".

Doch auch der Glaube spielt in Adrian Goigingers Leben eine große Rolle. Wie er uns erzählt, besucht er fast jeden Sonntag einen freichristlichen Gottesdienst in Salzburg. Seine Mutter Helga und später auch sein Stiefvater Günther hätten durch die Zuwendung zu Gott und die Entdeckung des christlichen Glaubens für sich, ihre Drogensucht letztendlich besiegen können.

„Der christliche Glaube hat uns gerettet", so Goiginger. Er sagt, dass er wahrscheinlich ohne die Hinwendung zu Gott nicht den Weg eingeschlagen hätte, den er heute geht.

Salzburg: Bekannt für Burgen, Mozartkugeln und Drogen?

Den meisten Menschen kommen beim Gedanken an Salzburg nur die historische Altstadt, die verwinkelten Gässchen, die prachtvollen Schlösser und vor allem die allseits bekannten Mozartkugeln in den Sinn. Die Stadt habe aber auch ihre dunklen Seiten, findet Goiginger und macht diese in seinem Debüt auch sichtbar. ,,Die beste aller Welten'' ist allerdings ein vielschichtiger Film: Er zeigt zum einen die Idylle Salzburgs, die unberührte Natur in den Außenbezirken, umgeben von der Salzach, kritisiert zum anderen aber auch eine Gesellschaft, in der Drogensucht tabuisiert, von der Öffentlichkeit verdrängt und per se an den unteren Rand der Gesellschaft abgestellt wird. In seinem nächsten Filmprojekt will Goiginger sich mit der Geschichte seines Urgroßvaters auseinandersetzen, der als „Sklave" während des Krieges aufgewachsen ist. Es soll aber kein Kriegsfilm werden, sondern wieder eine Geschichte über Liebe, diesmal aber über Liebeskummer.

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