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Couch statt Flugzeug: Warum der Generation Z die Heimat so wichtig ist

©Jaelynn Castillo

Bianca drückt ihre Lippen fest zu einem Knutschmund zusammen und streckt ihn in die Kamera: "So meine Lieben, das war meine Everyday-Make-Up-Routine, ich hoffe, es hat euch gefallen." Diese und ähnliche Videos von Bianca alias Bibi von "BibisBeautyPalace" laufen im Zimmer meiner Schwester in Dauerschleife. Für die Follower gut aussehen, den passenden Filter und Hashtag finden - ein Leben aus der Selfie-Perspektive. Lange dachte ich, das perfekte Bild zu bekommen sei die größte Sorge der Generation meiner Schwester.

Ich habe nie richtig hinterfragt, warum wir so wenig gemeinsam haben. Aufgewachsen im selben Haus und erzogen von denselben Eltern, klaffen unsere Wertvorstellungen weit auseinander. Laut soziologischen Erhebungen gehören wir zu zwei verschiedenen Generationseinheiten. Sie zählt mit ihren 23 Jahren in die Kategorie der frühen Generation Z (auch "Generation YouTube" genannt). Mit meinen beinahe 30 Jahren bin ich eine geborene Y, zähle also zu den sogenannten Millennials. Meine Schwester liebt ihre Wii, viel Schminke und Klamotten, während ich mein Geld für Reisen ausgebe. Heimat ist uns beiden wichtig, nur empfinde ich Stagnation und Routine an einem Ort als den natürlichen Todfeind.

Generation Z: Grauton im Haar wie bei Oma

Knapp neun Millionen Menschen in Deutschland sind wie meine Schwester um die Jahrtausendwende geboren und heute 15 bis 24 Jahre alt. Aufgewachsen in einer Welt, in der Tätowierungen keinen Grund darstellen, einen Job nicht zu bekommen, und in der es normal ist, beim Friseur viel Geld zu lassen, um die Haare in demselben Grauton zu färben, wie man ihn von Oma kennt. Wo Filme und Musik gestreamt, Schminktipps von Youtubern eingeholt und Fragen gegoogelt werden.


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