- Auszug aus dem Interview mit Karen Krüger:
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"Wie werden die vorwiegend syrischen Muslime, die als Flüchtlinge neu ins Land gekommen sind, den deutschen Islam verändern?
Der Islam in Syrien konnte sich, muss man wissen, schon immer extremistischen Richtungen verschließen, weil er dort auf eine positive Art orthodox gelebt wird. Orthodox in dem Sinne, dass er sich eben nie für den politischen Islam geöffnet hat. Und deshalb besteht die Hoffnung, dass dieser Islam, der neu in Deutschland ist, das starke Gewicht der türkischen Verbände, des türkischen Staatsislam, relativieren wird. Es werden sich neue Moscheegemeinden bilden. Es wird facettenreicher werden. Und ich glaube, dass darin eine Chance liegt.
Eine Chance liegt auch in Ihrem Buch mit Reportagen über Muslime in Deutschland. Wenn ich von mir als Leserin ausgehe: Es wirkte regelrecht entängstigend, weil es glaubhaft und im Grundton der Sympathie dem Islam gegenüber von Menschen aus der Nachbarschaft berichtet, die zufällig Muslime sind. Hatten Sie eine Wirkung dieser Art beabsichtigt?
Es ist sehr deutlich, dass es diese Ängste in Deutschland gibt. Und ich bin davon überzeugt, dass sie verschwinden, wenn die Menschen mehr über das muslimische Leben in Deutschland erfahren. Die Ressentiments haben sich verstärkt durch den Zuzug der Flüchtlinge und durch die Anschläge in letzter Zeit. Ich möchte mit dem Buch nicht sagen, dass man allen Richtungen des Islams offen und freundlichen gegenüberstehen sollte, denn einiges ist nicht tolerierbar. Aber die Mehrheit der Muslime lebt ein völlig normales und unaufgeregtes Leben. Und es gibt keinen Grund, sich vor ihnen zu fürchten. Was ich mit dem Buch auch zeigen will: Muslime sind nicht diese homogene Masse, als die sie oft in den Medien dargestellt werden. Es lohnt sich wirklich, in die Gesichter zu schauen, Kontakte zu finden, und mit den Leuten ins Gespräch zu kommen und dann wird man sehen, vieles ist nicht berechtigt."
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