Wasserprivatisierung, Oktoberfestattentat, Afghanistankrieg: Wolfgang Schorlau hat schon Bücher über viele Schweinereien geschrieben. Kann so jemand noch von Arbeitsbedingungen in der deutschen Wurst- und Fleischindustrie überrascht werden? Er kann. „Ich hatte es nicht für möglich gehalten, dass in Deutschland in großem Umfang Löhne gezahlt werden, wie in der dritten Welt", sagt Schorlau am Dienstagabend in Hamburg.
Für sein aktuelles Buch hatte der Autor in einer Fleischfabrik recherchiert und daraus bei einer Veranstaltung aus der Reihe „Hamburg! Gerechte Stadt" vorgelesen. Der Titel: „WanderarbeiterInnen - unsichtbar und unentbehrlich". Thema waren die Arbeits- und Lebensbedingungen der tausenden Wanderarbeiter, ohne die viele Bereiche der deutschen Wirtschaft nicht mehr funktionieren würden. Im Anschlus an die Lesung diskutierte Moderator Burkhard Plemper mit Experten und betroffenen Wanderarbeitern über deren Situation.
Auch Hinz&Kunzt-Autor Ulrich Jonas saß auf dem Podium. „Die Phänomene, über die Wolfgang Schorlau geschrieben hat, haben wir auch in sehr ähnlicher Form gefunden", sagte er in Anspielung auf seine Recherchen in einer Wurstfabrik im Hamburger Umland. Dort hatte Hinz&Kunzt im vergangenen Winter die miesen Arbeitsbedingungen in einer Wurstfabrik aufgedeckt.