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Am Freitag in Bayreuth: Neuer Schülerstreik fürs Klima - Nordbayerischer Kurier

BAYREUTH. In den vergangenen Wochen war es in Bayreuth ruhig in Sachen „Fridays for future“. Am Freitag, 15. März, aber wollen die Schüler noch mal angreifen. Diesmal: ein Zug durch die Stadt und akademische Unterstützung.

Den ersten Schulstreik hatten fünf Oberstufenschülerinnen des Markgräfin-Wilhelmine-Gymnasiums (MWG) am 18. Januar organisiert. Damals versammelten sich knapp 200 junge Menschen rund um den Herkulesbrunnen in der Innenstadt. Danach kündigten die fünf jungen Frauen an, die Aktion erst einmal ruhen zu lassen, da der Aufwand zu groß sei. 

 

Eine zweite Demo gab es am 22. Februar – aufgerufen hatte diesmal die V-Partei. Bettina Granegger, Bezirksvorsitzende der Partei und verantwortlich für die Demo, unterstützt die Aktion weiterhin, auch wenn zur ihrer Kundgebung nur eine Handvoll Schüler kamen. Enttäuscht sei sie darüber nicht, weil „andere aktive Gruppierungen“ anwesend waren.

Am Freitag15. März,  soll es nun den bislang weltgrößten „Fridays for future“-Demonstrationstag geben. Mehr als 1200 Schülerstreiks fürs Klima sind in über 80 Ländern geplant. „Gerade jetzt müssen wir weitermachen“ sagt die Bayreuther Organisatorin Magdalena Schlags.

Der Plan: Um 11.05 Uhr soll es am MWG losgehen, kurz darauf an allen anderen Gymnasien. Danach zieht die Bewegung gemeinsam zur Regierung von Oberfranken und beendet die Demonstration schließlich mit einer Kundgebung um 12.30 Uhr am Herkulesbrunnen auf dem Marktplatz.

Unterstützung von Wissenschaftlern

Die Provokation, dabei die Schule zu schwänzen, sei durchaus gewollt, sagt Schlags: „So bringen wir die Leute dazu, sich damit auseinanderzusetzen und regen zum Nachdenken an.“ 

 

Das Thema wird auch bundesweit diskutiert. Gegenüber der „Bild am Sonntag“ sprach FDP-Vorsitzender Christian Lindner den Schülern vor Kurzem die Kompetenz ab: „Von Kindern und Jugendlichen kann man nicht erwarten, dass sie bereits alle globalen Zusammenhänge, das technisch Sinnvolle und das ökonomisch Machbare sehen. Das ist eine Sache für Profis.“

Am Dienstag äußerten sich 12.000 Profis. Wissenschaftler aus Deutschland, Österreich und der Schweiz veröffentlichten eine Petition, die die Schülerbewegung unterstützt. Unter den „Scientists for future“ sind Fernseharzt Eckart von Hirschhausen und ARD-Meteorologe Sven Plöger. 

Auch der Bayreuther Professor Carl Beierkuhnlein, Lehrstuhlinhaber für Biogeografie, ist dabei: „Für mich ist die Geschichte schon älter, seit Jahren warnen meine Kollegen und ich vor den Risiken des menschengemachten Klimawandels.“ Beierkuhnlein habe das Gefühl, dass auf wissenschaftliche Meinungen kaum gehört werde und die Sache erst durch die Schulstreiks Aufmerksamkeit bekomme. 

Gut findet er die Proteste trotzdem, mitlaufen wird er aber nicht: „Sobald Erwachsene dazukommen, wird die Sache entwertet und verliert ihren Protestcharakter“. Zu den 700 Erstunterzeichnern der Petition gehören neben Beierkuhnlein auch noch drei andere Bayreuther Wissenschaftler: Thomas Foken, emeritierter Professor für Mikrometeorologie, Cyrus Samimi, Professor für Klimatologie und Oliver Sass, Professor für Geomorphologie. Um die Petition zu unterschreiben, sind eine Hochschulausbildung und ein akademischer Titel oder andere wissenschaftliche Referenzen Voraussetzung.

Die Schüler freuen sich über die wissenschaftliche Unterstützung: „Das ist für uns total super, weil wir auch nicht das absolute Fachwissen haben, aber dadurch viel klarere Forderungen stellen können und selber auch dazulernen“, sagt Magdalena Schlags.

Eine Absprache mit der Schulleitung gebe es nicht, der 16-Jährigen ist aber bewusst, dass Konsequenzen folgen könnten. Am Gymnasium Christian-Ernestinum seien die Proteste gar kein Thema, sagt Direktor Franz Eisentraut. Bei der ersten Demo hatte es eine Stellungnahme aller Bayreuther Gymnasien gegeben. Für diesen Freitag, sagt Eisentraut, sei so etwas nicht geplant. 

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