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Studenten unterstützen Asylbewerber

Engagement

Die Regensburger Initiative CAMPUSAsyl bietet Sprachkurse für Flüchtlinge an. Gemeinsam spielen sie Fußball und musizieren. Von Benedikt Bögle, MZ

Katrin Ziegler unterrichtet die Asylbewerber. Foto: Bögle

Regensburg.„Heute geht es um das Adjektiv. Der berühmte Dom, das bunte Fenster, der nette Reiseführer". Katrin Ziegler studiert an der Regensburger Universität in der Universitätsstraße, heute bringt sie Asylbewerbern, die in der Stadt untergebracht sind, Deutsch bei. Von Februar bis Mitte April konnten Asylbewerber zwei Deutschkurse an der Uni besuchen. Ermöglicht hat das „CAMPUSAsyl", eine Initiative von Studierenden und Dozierenden, die sich um Regensburger Asylbewerber kümmern wollen.

Die Idee hinter dem Deutschkurs: Vor allem Asylbewerber mit akademischen Hintergrund sollten die Möglichkeit bekommen, Deutsch zu lernen. Viele von ihnen haben in ihrem Heimatland bereits ein Studium begonnen, manche von ihnen können sogar einen fertigen Universitätsabschluss vorweisen. Gerade sie wollen sich in Deutschland möglichst schnell verständigen können, ihr Studium beenden oder in ihrem Beruf arbeiten.

Die Akademiker lernten schnell

Jenny Ungericht war für die Koordination dieser Kurse zuständig. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der Professur für „Deutsch als Zweitsprache", ihr Vorgesetzter, Professor Rupert Hochholzer ist einer der Initiatoren von CAMPUSAsyl. Ungericht plante die Deutschkurse und fand viele Studenten, die ehrenamtlich einen Teil der Kurse übernahmen und den Asylbewerbern Deutsch beibrachten. Zu Beginn ließ sie einen Sprachtest durchführen: „Wir haben festgestellt, dass die Asylbewerber auf unterschiedlichen Stufen standen." Also wurden zwei Kurse angeboten, für absolute Einsteiger und für Asylbewerber, die schon erste Deutschkenntnisse vorweisen konnten.

Jenny Ungericht freut sich über den Lerneifer der Schülerinnen und Schüler, mittlerweile können sich die Kurteilnehmer über das Wetter unterhalten, Smalltalk führen und vor allem auch über den Beruf sprechen, den sie in ihrem Heimatland erlernt haben. Unter ihnen finden sich Ärzte, Geisteswissenschaftler, Ingenieure und Laborantinnen. Sie stammen aus Syrien, dem Irak und Iran, der Ukraine und aus Äthiopien. Anfangs funktionierten die Kurse gut: „Die ganze Arbeit lief ehrenamtlich. Unsere Lehrkräfte sind hauptsächlich Studenten, die Deutsch als Fremdsprache oder als Zweitsprache studieren." Mit der Zeit jedoch ergab sich ein Problem: Die Kurse waren darauf ausgelegt, Studenten mit akademischen Niveau Deutsch beizubringen. Das hatte für die Organisatoren Vorteile. So beherrschen die Schüler die lateinische Schrift, bei Verständigungsproblemen kann man immer wieder auf Englisch als Fremdsprache zurückgreifen.

Im Laufe der Zeit meldeten sich jedoch immer mehr Regensburger Asylbewerber, die keinen akademischen Hintergrund hatten, kein Englisch sprachen, teilweise auch die lateinische Schrift noch nicht beherrschten. Darauf waren die Lehrkräfte nicht eingerichtet, dafür auch der Kurs und die Unterrichtsunterlagen nicht konzipiert. Das stellte Jenny Ungericht und ihr Team vor ein Problem. Eigentlich waren weitere Folgekurse geplant, die können jetzt jedoch nicht stattfinden. Zu viele Bewerber gibt es, zu viele Asylbewerber wollen an der Universität einen der Deutschkurse belegen - das können die ehrenamtlich arbeitenden Studenten und Wissenschaftler schier nicht stemmen. Trotzdem zieht Jenny Ungericht ein positives Fazit: „Das war ein Pilotprojekt, es lief super. Es war viel Arbeit, aber unsere Studierenden haben das super gemacht. Die Leute waren motiviert und sehr schnell." Die Initiatoren wollen nun erst ein mal eine Pause einlegen - und zu einem späteren Zeitpunkt wieder Deutschkurse anbieten.

In der Zwischenzeit jedoch bleiben sie nicht untätig: Sie wollen Kurse für ehrenamtliche Arbeiter anbieten, die in den Unterkünften von Asylbewerbern kostenlos Deutsch unterrichten. Gerade in Regensburg gäbe es viel Engagement in diese Richtung, meint Jenny Ungericht: „Die Ehrenamtlichkeit läuft in Regensburg sehr, sehr gut und ist sehr ausgeprägt." Trotzdem bräuchten auch Ehrenamtliche eine Ausbildung, wenn sie Deutsch unterrichten wollen: „Wie man Sprache unterrichtet, muss man gelernt haben, damit es funktioniert."

Immer auf alles warten

Solche Deutschkurse seien ungemein wichtig, viele der Asylbewerber wollen Deutsch lernen. Als die Schüler an der Universität erfuhren, dass es keinen Folgekurs geben wird, waren sie sehr enttäuscht. Das Schlimmste, so Ungericht, sei für sie das Warten. In Deutschland angekommen, müssen Asylbewerber auf vieles warten: „Das Schlimmste ist, dass sie nichts machen können. Sie wollen arbeiten, die Sprache lernen und sich integrieren. Sie müssen aber immer auf alles warten." Warten auf die Genehmigung ihres Asylantrags, warten auf Anerkennung von Studienleistungen in anderen Ländern.

CAMPUSAsyl hat es sich zum Ziel gemacht, sich um diese Asylbewerber zu kümmern. Das Projekt entstand in Zusammenarbeit von Hermann Josef Eckl, dem Regensburger Studentenpfarrer, und Professor Hochholzer von der Regensburger Universität. Anfang des Jahres ist das Projekt gestartet. „Es gibt mittlerweile fast 200 Studierende, die sich bei uns engagieren", so Eckl. Neben den Deutschkursen an der Universität gibt es auch Studenten, die in der Regensburger Erstaufnahme-Einrichtung Deutschkurse anbieten, mit den Asylbewerbern Sport machen oder musizieren. Mitte Juni wird es auch eine Party in der Regensburger Innenstadt geben. Der Erlös kommt der Flüchtlingshilfe zu Gute.

CAMPUSAsyl:

Etwa 200 Studenten engagieren sich bei CAMPUSAsyl. Gegründet wurde die Initiative vom katholischen Hochschulpfarrer Hermann Josef Eckl und dem Professor für Deutsch als Zweitsprache, Rupert Hochholzer.

Deutschkurse:

Von Februar bis April wurden zwei Deutschkurse an der Universität Regensburg angeboten. Sie wollten vor allem Asylbewerber mit einem akademischen Hintergrund ansprechen. Daneben gibt es noch mehr Angebote.

Uni-Party:

Studenten bieten Deutschkurse in Erstaufnahme-Einrichtungen an oder musizieren mit den Asylbewerbern. Am 18. Juni organisieren mehrere Clubs in Regensburg eine Uni-Party. Der Erlös wird CAMPUSAsyl zugute kommen.

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