Die Mallersdorfer Schwestern orientieren sich an Franz von Assisi. In Regensburg kümmern sie sich um Priesterseminaristen. Von Benedikt Bögle, MZ
Regensburg.14 Jahre alt war Schwester Angelina Hummer, als sie bei den Mallersdorfer Schwestern eintrat. Das war 1954. Seit mehr als 60 Jahren also lebt und arbeitet sie als Ordensschwester. Viele Stationen hat sie in ihrem Leben durchlaufen, hat in verschiedenen Kindergärten gearbeitet. Seit einigen Jahren lebt sie nun gemeinsam mit den Priesteramtskandidaten des Bistums Regensburg im Priesterseminar am Bismarckplatz.
Gemeinsam mit ihren Mitschwestern Malberta Holzer und Leopoldine Wandl kümmert sie sich um das Wohl der angehenden Priester. Die Ordensfrauen helfen in der Bibliothek des Hauses, kümmern sich um die Kirchenwäsche, die Sakristei und den Speisesaal. „Wir sind ehrenamtlich hier", sagt Schwester Angelina. Die Mallersdorfer Schwestern haben eine lange Tradition im Regensburger Priesterseminar: Seit 1860 kümmern sich die Schwestern um verschiedene Aufgaben im Haus und leben gemeinsam mit den Seminaristen.
Schwester Leopoldine kümmert sich um die Bibliothek. Der Alltag beginnt schon sehr frühDer Alltag beginnt für die Schwestern schon früh. Kurz nach 6 Uhr treffen sie sich zum ersten Mal, um gemeinsam das Morgengebet zu sprechen. Anschließend feiern sie mit ihrer Hausgemeinschaft die Heilige Messe und gehen den restlichen Vormittag ihren Arbeiten nach. Mittags kommen sie wieder zum Gebet zusammen, ebenso am Abend. Zusätzlich beten die Schwestern jeden Tag gemeinsam den Rosenkranz. Nicht nur im Priesterseminar gibt es in Regensburg Ordensschwestern, die zur Mallersdorfer Kongregation gehören: Einige der Frauen tun ihren Dienst in einem Altenheim und bei den Domspatzen.
Die Kongregration der Mallersdorfer Schwestern gehört zu den jüngeren Orden in Deutschland. Paul Josef Nardini, ein sozial engagierter Priester aus der Diözese Speyer, gründete die Kongregation 1865. Mit dieser Gründung wollte er auf die vielen sozialen Missstände seiner Zeit antworten: „Wir sind aus der Not heraus entstanden", betont Schwester Angelina. Die Schwestern leben nach der Ordensregel des Heiligen Franziskus. Die Mallersdorfer Schwestern richteten Kinderheime und Kindergärten ein, begleiteten Familien in schwierigen Situationen und verschrieben auch ihr eigenes Leben nach dem Vorbild des Heiligen Franz von Assisi der Armut. Das haben auch die Regensburger Schwestern getan: Sie haben selbst Sozialpädagogik gelernt und sich um Kindern aus unterschiedlichsten sozialen Schichten gekümmert - bis sie ins Priesterseminar kamen.
Schwester Angelina, Schwester Malberta, Schwester Leopoldine (v.l.) Die Liebe Christi drängt sieDiese Liebe zu den Menschen macht auch ihr Wahlspruch deutlich: „Caritas Christi urget nos" - „die Liebe Christi drängt uns", drängt sie besonders zu Werken der Nächstenliebe.
Die drei Schwestern haben sich bei ihrem Ordenseintritt für ein Leben in Gemeinschaft entschieden. Offiziell gehören sie zum sogenannten „Mutterhaus" in Mallersdorf, verwalten sich jedoch eigenständig. Schwester Angelina und Schwester Malberta waren sich irgendwann sicher, dass ein Leben bei den Mallersdorfer Schwestern für sie das richtige sei. Schon als 14-Jährige kam Angelina zu den Schwestern, besuchte bei ihnen die Realschule und wurde vom Glauben angezogen. Ähnlich erging es auch Schwester Malberta. Als Schwester Angelina in den Orden eintrat, gehörten mehr als 4000 Schwestern zur Gemeinschaft. Heute sind es jedoch nur noch 700. Wie in allen Orden nimmt auch der Nachwuchs bei den Mallersdorfer Schwestern in Deutschland ab. Trotzdem sind Angelina Hummer und ihre Mitschwestern nicht ängstlich: „Wir haben keine Angst. Als wir gebraucht wurden, da waren wir da. Jetzt haben wir neue Aufgaben: Wir beten und wir zeigen, dass es noch immer Schwestern gibt."
Termin:
Im November 2014 begann das Jahr der Orden. Es endet im Februar 2016.
Neu orientieren:Die Kirche will sich in dieser Zeit wieder neu mit den verschiedenen Orden und ihren Berufungen beschäftigen.
Identität:Die Mallersdorfer Schwestern widmen das Jahr besonders ihrer Identität und ihren Aufgaben für die kommenden Jahre. In Regensburg leben drei Mallersdorfer Schwestern.
Im Seminar:Im Priesterseminar kümmern sie sich um verschiedene Aufgaben. Die Schwestern sind schon jung in den Orden eingetreten. Bereut haben sie es bisher noch nie.