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Der Vatikan bestellt beim Donaustrudl

Ehrenamt

Udo Zoll arbeitet täglich für das Antiquariat der Regensburger Sozialorganisation. Nun wurde er für den Bürgerpreis vorgeschlagen. Von Benedikt Bögle, MZ

Udo Zoll arbeitet seit elf Jahren ehrenamtlich beim Donaustrudl für das Bücherprojekt. Foto: Bögle

Regensburg. Udo Zoll sitzt zwischen Bergen von Büchern. Jeden Tag etwa sieben Stunden lang, sechs Tage die Woche. Was sich nach einem Vollzeitberuf anhört, ist tatsächlich eine ehrenamtliche Tätigkeit: Seit elf Jahren ist Zoll für das Donaustrudl-Antiquariat in Regensburg zuständig.

Das Prinzip: Jeder Bürger kann beim Donaustrudl alte Bücher, aber auch CDs, DVDs oder Schallplatten abgeben. Diese werden dann verkauft, entweder im Internet oder bei den Bücherständen wie am Alten Kornmarkt. Der Erlös unterstützt die Arbeit der Organisation. So weit, so gut. Doch hinter diesem Prinzip steckt viel Arbeit.

Udo Zoll wird beim Bücherprojekt nur von einem weiteren Ehrenamtlichen unterstützt. Alle anderen Helfer kommen nur aushilfsweise. Die Arbeit für Zoll und seine Kollegen ist gewaltig: „Im Monat kommen tonnenweise Bücher rein. Ich glaube es sind mehr als bei Pustet." Diese Bücher müssen erst mal sortiert werden, viele müsste das Team, so Udo Zoll, wegschmeißen. Der Grund dafür seien Schimmelflecken, Verfärbungen oder weitere Abnutzungsspuren. Andere Exemplare sind äußerst wertvoll. So findet sich in Zolls Reich etwa eine sechsbändige Ausgabe von Don Quijote aus dem 18. Jahrhundert. Verkaufswert: 1400 Euro. Ein anderes Buch trägt die Originalhandschrift von Edmund Hillary, dem Erstbesteiger des Mount Everest.

Der Donaustrudl und Udo Zoll haben viele solcher Ausgaben im Angebot: „Wir spezialisieren uns auf ausgefallene Bücher." Ihr Angebot ist so besonders, dass sogar schon der spanische Sänger José Carreras im Internet bestellte: Er erwarb ein Werk über Richard Wagner. Auch der Vatikan und die Universität in Harvard bestellten schon über das Internet bei Zoll und seinen Kollegen.

Doch nicht nur ausgefallene Bücher finden sich in der Dr.-Theobald-Schrems-Straße: Von theologischen und philosophischen Werken über Architekturbüchern bis hin zu Weihnachtsbänden ist fast für jeden Geschmack etwas dabei.

Udo Zoll kam vor elf Jahren eigentlich mehr zufällig zum Donaustrudl. 2001 verfasste er lyrische Beiträge für das Sozialmagazin. Eines seiner Werke war ein antifaschistisches Gedicht. Die Redaktion ließ einen Vers aus - ein Versehen. Zoll hakte jedoch nach „und irgendwie bin ich da hängengeblieben." Mittlerweile ist der 56-Jährige seit zwölf Jahren beim Donaustrudl-Projekt „Bücher aus zweiter Hand." Und so schnell will er auch nicht damit aufhören.

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