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Priesterseminaristen warben für den Glauben

Missionare

Am Samstag trafen sich angehende Geistliche aus ganz Bayern in Regensburg - nicht zum stillen Gebet, sondern um in der Altstadt zu missionieren. Von Benedikt Bögle, MZ

Die Kirche der Priesterseminaristen in Regensburg: die Schottenkirche St. Jakobus Foto: Priesterseminar

Regensburg.Am Samstag trafen sich in Regensburg etwa 200 Priesterseminaristen. Zum Abschluss des Glaubensjahres, das die katholische Kirche im vergangenen Jahr feierte, kamen junge Männer aus ganz Bayern zusammen. Auf dem Programm standen Vorträge und Gebet, der gemeinsame Seminaristentag stand unter dem Motto der „Neuevangelisierung", der Glaube solle wieder neu in die Gesellschaft hineingetragen werden. Die angehenden Priester warben in der Regensburger Innenstadt mit Flyern für den wöchentlichen Sonntagsgottesdienst: „Da der Sonntag ein wöchentlich wiederkehrendes Osterfest ist, kommen Christen an diesem Tag zusammen."

„Raus aus geschlossenem Milieu"

Martin Priller, Leiter des Priesterseminars in Regensburg, bezeichnete Deutschland als Missionsland: „Die Kirche muss herunter vom hohen Ross. Wir müssen aus dem geschlossenen Milieu heraus." Gerade das Priesterseminar sei üblicherweise eigentlich etwas Geschlossenes. Wie das funktionieren kann, zeigten die Seminaristen durch ihre Aktion. Begleitet wurden sie durch Otto Neubauer, der in Wien die „Akademie für Dialog und Evangelisation" leitet. Für ihn sei Papst Franziskus ein Vorbild, an dem sich die Kirche ausrichten müsse.

Dabei distanzierte er die Aktion der katholischen Kirche deutlich von Werbeaktionen diverser Sekten: „Es geht hier nicht um eine Menschenfängergeschichte." Vielmehr sei die Mission selbstlos, „weil auch die Liebe absichtslos ist". Für Neubauer sei es egoistisch, nicht zu missionieren. Das Geschenk der Kirche sei so groß, dass man es in die Welt hinaus tragen müsse.

Regensburg nicht zufällig gewählt

Die Seminaristen hatten sich schon zu Beginn des Glaubensjahres getroffen, nun war am Ende des Jahres Regensburg an der Reihe, das gemeinsame Treffen zu veranstalten. Das traf sich gut: „Wir haben ja auch nächstes Jahr den Katholikentag und wir haben einen neuen Bischof", so Martin Priller.

Am Ende des Tages reflektierten die Priesterseminaristen ihre Erfahrungen auf der Straße. Martin Seiberl, Priesterseminarist in Regensburg, zeigte sich beeindruckt: „Ich war erstaunt, wie offen die Leute waren. Obwohl es jeweils nur kurz war, haben sich gute Gespräche ergeben: Die Kirche lebt." Auch für den Passauer Hubertus Kerscher war der Seminaristentag ein positives Erlebnis: „Es war eine interessante Erfahrung, brauchte aber auch viel Überwindung. Wir haben unterschiedliche Leute angesprochen - das war gar nicht so einfach." Jeder Seminarist habe zwar nur etwa 15 Leute ansprechen können, dennoch zeigten sich die Beteiligten begeistert.

Zum Abendgebet kam der Bischof

Zum Abschluss des Tages kamen die Seminaristen zur Vesper, dem Abendgebet der Kirche, in der Alten Kapelle zusammen. Bischof Dr. Rudolf Voderholzer stand der Feier vor. In seiner Predigt stellte er nochmals heraus, dass die Kirche jung sei: „Jung sein ist keine Frage des Alters, sondern auch des Herzens." Zum Jungsein gehöre, sich auf neue Erfahrungen einzulassen.

Das hätten die Seminaristen am Samstag vorgemacht: „Wir nehmen den Impuls von Papst Franziskus ernst. Wir wollen die Menschen spüren lassen, dass sie uns wichtig sind." Dieses Motiv greift auch der Flyer auf, der in der Stadt verteilt wurde: „Sonntags sind Sie eingeladen!"

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