Neben Deutschland und der Schweiz bereisten BOY mit ihrem ersten Album auch die USA und Kanada. „Everywhere we went/ We made the city sing" - das zweite BOY-Album beginnt dann auch direkt mit Reiselyrik in BOY-typischen Bildern. Wo das Debüt aber mit einem Hesseschen „Allem Anfang wohnt ein Zauber inne"-Moment namens „This Is The Beginning" ruhig startete, gibt sich der Titelsong „We Were Here" gleich druckvoll und zelebriert Rückkehr und Reminiszenz. BOY haben einiges an Erinnerungen und Erlebnissen zu verarbeiten, das ist auf dem zweiten Album überall hör- und spürbar. „Everywhere we've been/ We have been leaving traces /They won't ever disappear/ We were here", heißt es dann auch im Refrain.
Zusammen fanden die Musikerinnen 2005 beim Popkurs der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg. Auf den ersten Vorprogramm-Auftritten (unter anderem für Bosse) verkauften sie bereits ihre Akustik-EP „Hungry Beast" mit frühen Versionen der Songs „Drive Darling", „Skin" und „July" (sowie „Zapping" und einem Cover von Ben Folds' „Fred Jones, Pt. 2"), die es in aufgepeppter Produktion von Philipp Steinke auch auf das 2011 erschienene Debütalbum schafften. Für den Nachfolger behielten BOY die bewährten Prozesse bei: Steiner schrieb Texte und Melodien, die Glass weiterentwickelte und aufnahm.
Das vier Jahre lange Warten zahlt sich nun aus. Es ist, als wären BOY nie weggewesen beziehungsweise von der Bühne ins Studio verschwunden. In den neuen Songs verdichten sie in einer guten halben Stunde eine Vielzahl an Themen zu Musikerfahrungen. Es geht um das Verlorengehen auf Reisen („Hotel"), die Magie von großen Freundschaften („New York"), eine verträumte Taxifahrt ins Verliebtsein („No Sleep"), Bekanntschaften und Kommunikation in Zeiten von sozialen Netzwerken („Hit My Heart") und darum, dass hinter jedem Tunnel ein Licht wartet („Rivers And Oceans").
Was schon „Mutual Friends" ausmachte, findet sich auch auf „We Were Here" wieder: akustische Instrumentierung und dezente Synthies, infektiöse Melodien und haufenweise schöne Textzeilen. Die neuen Songs sind weniger minimalistisch gehalten als früher, aber auch etwas mehr Opulenz können BOY. Ein paar mehr hätten es durchaus sein dürfen, das Mantra scheint "Klasse statt Masse" gewesen zu sein. Aber auch auf kurzer Wegstrecke schaffen es BOY einmal mehr, ihre persönlichen Erfahrungen in einen universell verständlichen Rahmen einzufassen. Sie selbst singen es am treffendsten: „Give me something tender, something I remember/ a touch, a beat, a wave of heat that hits the heart."