Fernweh ist das Thema, dem sich Musée Mécanique auf ihrem neuen Album widmen. Zwischen Folk- und Dreampop sowie Americana-Anklängen sinnieren die US-Amerikaner über die Herausforderungen und Erschwernisse des Lebens, über die Weite des Meers und über Kameradschaft. Ein Zitat von Grace Hopper diente dafür als Inspirationsquelle: „A ship at port is safe, but that's not what ships are built for." Es soll also hinausgehen in die weite Welt, die erkundet werden will, und das nicht nur im metaphorischen Sinne. Das Leitmotiv des Albums findet sich in jedem einzelnen Lied auf eine neue Weise wieder - mal in Euphorie über die Freiheiten, die das Leben auf See bietet, mal bedrückt durch unerfüllte Wünsche oder die Endlichkeit der Dinge. Was vordergründig nach Folklore und Seemannslied klingen mag, wird im Endeffekt durchaus vielseitig und interessant. Ab und an schleicht sich ein Wellenrauschen und ein Akkordeon in die Songs, manchmal auch ein Chor. Die eingestreuten elektronischen Klänge stehen zwischendurch etwas gegen den historisch-retrospektiven Grundsound der Platte, erweitern aber die musikalische Bandbreite. So entstehen einzelne Geschichten, die vieles erzählen und im Zusammenspiel mit der Musik eine dichte und ereignisreiche Hörerfahrung schaffen. Die Übergänge zwischen Lied, Text, Roman, Erzählung und Erfahrung werden in den Soundcollagen mitunter fließend. „From Shores of Sleep" ist in jedem Fall eine spannende und holistische Hörerfahrung, und das nicht nur für Seefahrer und Weltenbummler.
Benedict Weskott
M.A., Freie:r Journalist:in, Berlin
Rezension