„Normalerweise wird ein Film wie dieser zu bereits existierender Musik geschnitten. Oder der Komponist bekommt den gesamten Film, um die Musik zu schreiben. Aber wir wollten, dass Regie, Schnitt und Komposition ein dynamischer, interaktiver Prozess werden", erklärt David McAulay, Music Supervisor des Films und Produzent des Albums. Ein spannender Ansatz, der es Kenny Anderson alias King Creosote erstmals ermöglichte, aus fremden Perspektiven zu schreiben. So ist zum Beispiel „Cargill" die Introspektive einer Fischersfrau, die auf das Meer blickt und über ihren Mann nachdenkt, der von seiner Arbeit auf See vielleicht nicht zurückkommt.
Die Bilder des Films wurden in Korrespondenz mit der Musik gestaltet. Regisseurin Heath und Musiker Anderson schickten sich Film- und Musikentwürfe hin und her, McAulay brachte beides zusammen. Andersons Songtexte beeinflussten Heath im Schnitt und Anderson ließ sich von der emotionalen Ausstrahlung der Filmskizzen inspirieren. Am Anfang war er sich aber nicht sicher, ob er in der Lage dazu sein würde, Auftragslieder zu schreiben. „Ich dachte nicht, dass ich den Job bekommen würde. Wenn die Regisseurin einen Song für einen Film aussucht und dazu eine Verbindung herstellt, ist es niemals die Verbindung, die der Songwriter ursprünglich geplant hatte", sagt Anderson.
Geklappt hat das Vorhaben allen Zweifeln zum Trotz wirklich gut. Die ersten Takte des Eröffnungsstücks „Something To Believe In" klingen nach schottischem Fischereihafen und lassen ohne Weiteres das Kopfkino anlaufen. King Creosotes Songwriterqualitäten können sich auf „From Scotland With Love" einmal mehr beweisen und zeigen, dass ihm Auftragsarbeiten in der Tat bestens liegen. Ein Breitwandgefühl macht sich bemerkbar, das Filmmusik kennzeichnen muss und auch hier mit großer Geste die emotionalen Stellen betont. Impressionistische Musik ist das, wenn man so will, die auch ohne die dazugehörigen Bilder aus den Archiven der National Library of Scotland ausführliche Geschichten erzählt.
Auf 39 Minuten Albumlänge sticht besonders der Abwechslungsreichtum der Platte hervor. „Largs" schlägt rock'n'rolligere Töne an und klingt nach Tanzcafé der 60er mit wilden Jive-Einlagen und einer angenehmen Retroatmosphäre. Als Kontrast dazu folgen Streicher, ein ruhiger Basslauf und Keyboardklänge in „Miserable Strangers", die sich auch auf „Leaf Piece" fortsetzen. Dann wird die Ruhe sukzessiv vom ausgedehnten Intro der ersten Single „For One Night Only" unterbrochen, das ebenfalls mit Streicherarrangements aufwartet und das Tempo deutlich anzieht. „We disappear for one night only", singt Kenny am Ende zum wiederholten Mal und leitet dann über in das groovige, kurze „Bluebell, Cockleshell, 123" mit Kinderchor und akutem Mitschnippsimperativ. Die Verschiedenheit der Filmsequenzen spiegelt sich in den Tempo- und Stimmungswechseln wider, experimentelle Instrumentalsongs wechseln sich mit klassischen Songstrukturen ab, auf getragene, leicht melancholische und sehnsuchtsvolle Lieder folgen beschwingte Tanzsongs.
Am Ende packen „Pauper's Dough" und „A Prairie Tale" noch die endgültige Pathoskeule aus und lassen nur eine Wahl: "Repeat" drücken, damit das Kopfkino weiterlaufen kann.