Druckvoller Electropop mit männlicher Falsettstimme - eine bewährte und doch immer wieder neu zu entdeckende Kombination. Kai Gundelach aus Oslo stellt mit genau diesen Komponenten eine selbstbetitelte Debüt-EP zusammen, die es in sich hat. Vom gemächlich-basslastigen „Written In Red" über das bezaubernde Gute-Laune-Popstück „Spiders" bis zur instrumentalen Ambient-House-Nummer „Dintomas" zeigt der Norweger, dass sechs Songs vollkommen ausreichen, um in aller Munde zu sein. Davon schickte er strategisch günstig „Spiders" schon weit im Voraus in den Äther, um sich erste Aufmerksamkeit zu sichern. „I remember fallen leaves, empty streets/ The pouring rain as a part of me", singt Gundelach in „Fjernsynet" (zu deutsch: Fernseher) immer und immer wieder und setzt dem eh schon melancholischen Sound damit noch eins drauf. „Blame it on the moonlight/ I'm coming home". Zum Schluss wird diese Stimmung nach fröhlichen und experimentellen Ausflügen noch einmal aufgegriffen. „Echo Sound" setzt nicht nur auf die im Titel angekündigten Halleffekte, sondern vor allem auf Minimalismus. Sehr behutsam nimmt die Klangdichte zu und zwischendurch immer wieder plötzlich ab. Gundelachs Stimme transportiert auch schon für sich allein genommen so viel Gefühl, dass die Beschränkung auf den eingängigen Basslauf, einzelne synthetische Pianoakkorde und Gitarrenklänge genau richtig erscheint. „Gundelach" ist auf den Punkt produzierter Electropop allererster Güte und ein deutliches Plädoyer für EPs, auf denen das auf Alben häufig anzutreffende musikalische Füllmaterial zugunsten einer Konzentration auf das Wesentliche vermieden wird.
Benedict Weskott
M.A., Freie:r Journalist:in, Berlin
Rezension