Quäkende Töne, verzerrter Hintergrund. Könnte das die falsche Ausfahrt in Richtung Fraktus gewesen sein? Natürlich nicht, denn nach erstem Zurechtfinden geht „Nespole" den Anfang von Floating Points' Debütalbum ganz gelassen an. Sukzessiv gesellen sich immer neu Klänge und Soundschichten in den Musikkosmos, ohne die grundlegende Rhythmik zu verdrängen.
Damit ist die Musik von Sam Shepherd auch schon grundsätzlich beschrieben. Überhaupt dieser Name: „Floating Points". Als mathematischer Fachterminus bezeichnen „floating point numbers" im Englischen sogenannte Gleitkommazahlen, also approximative Darstellungen von reellen Zahlen. Aber auch abseits intellektueller Deutungen für Zahlennerds könnte der Name deskriptiver nicht sein, denn die Musik klingt eben genau so: nach schwebenden Klangfiguren und punktuellen Ergänzungen im Sounddesign. „Behutsame Progression" als sinn- und klangstiftendes Mantra zu nennen, wirkt beinahe aggressiv angesichts der maximalen Unaufgeregtheit dieser Musik.
Der Dreiteiler „Silhouettes" beginnt mit einem Störgeräusch und schreckt damit erst einmal auf. Shepherd zieht hier das Tempo an und Jazzimprovisationen auf Keyboard, Drums und Becken bestimmen die zehnminütige Reise. Geschichtete Vocals heben das Stück auf halber Wegstrecke auf ein weiteres Erhabenheitslevel, bevor im dritten Teil die Drums immer weiter in den Hintergrund rücken und nur langsam von Streichern und choralartigem Gesang übertönt werden.
Der Titeltrack „Elaenia" klingt erst einmal nach Signaltönen aus der Schaltzentrale, mündet nach einer Minute aber in vertonte Leere. Der mäandernde, hallende Melodielauf hält sich so sehr zurück, dass er eher Schein als Sein ist. Aus diesem mehr als spärlich besetzten Klangraum schraubt sich nach und nach „Argent?" hervor, das nach „Elaenia" in seiner Unruhe wie ein Koffeinschock wirkt. Und dann wieder ein abrupter Schnitt und der Beginn von „Thin Air". Was hier bleibt, ist die Rastlosigkeit. Trotzdem klingt die Soundatmosphäre subtiler an und Shepherd lässt der Stille wieder mehr Raum.
Diese nimmt auch bei „For Marmish" und „Peroration Six" viel Platz ein. Letzterer Track ist wieder jazzig angehaucht, mit der Zeit driftet die Jamsession durch verzerrte Gitarren und ein immer komplexer werdendes Soundkonglomerat aber immer weiter aus der Lässigkeit heraus. Als eine Steigerung nicht mehr möglich ist, endet der Song noch abrupter als „Argent?" zuvor. Und dann bleibt nur noch Stille und eine Gewissheit: Floating Points ist genauso schwer zu fassen, wie sein Name es suggeriert.
Zum Original
Damit ist die Musik von Sam Shepherd auch schon grundsätzlich beschrieben. Überhaupt dieser Name: „Floating Points". Als mathematischer Fachterminus bezeichnen „floating point numbers" im Englischen sogenannte Gleitkommazahlen, also approximative Darstellungen von reellen Zahlen. Aber auch abseits intellektueller Deutungen für Zahlennerds könnte der Name deskriptiver nicht sein, denn die Musik klingt eben genau so: nach schwebenden Klangfiguren und punktuellen Ergänzungen im Sounddesign. „Behutsame Progression" als sinn- und klangstiftendes Mantra zu nennen, wirkt beinahe aggressiv angesichts der maximalen Unaufgeregtheit dieser Musik.
Der Dreiteiler „Silhouettes" beginnt mit einem Störgeräusch und schreckt damit erst einmal auf. Shepherd zieht hier das Tempo an und Jazzimprovisationen auf Keyboard, Drums und Becken bestimmen die zehnminütige Reise. Geschichtete Vocals heben das Stück auf halber Wegstrecke auf ein weiteres Erhabenheitslevel, bevor im dritten Teil die Drums immer weiter in den Hintergrund rücken und nur langsam von Streichern und choralartigem Gesang übertönt werden.
Der Titeltrack „Elaenia" klingt erst einmal nach Signaltönen aus der Schaltzentrale, mündet nach einer Minute aber in vertonte Leere. Der mäandernde, hallende Melodielauf hält sich so sehr zurück, dass er eher Schein als Sein ist. Aus diesem mehr als spärlich besetzten Klangraum schraubt sich nach und nach „Argent?" hervor, das nach „Elaenia" in seiner Unruhe wie ein Koffeinschock wirkt. Und dann wieder ein abrupter Schnitt und der Beginn von „Thin Air". Was hier bleibt, ist die Rastlosigkeit. Trotzdem klingt die Soundatmosphäre subtiler an und Shepherd lässt der Stille wieder mehr Raum.
Diese nimmt auch bei „For Marmish" und „Peroration Six" viel Platz ein. Letzterer Track ist wieder jazzig angehaucht, mit der Zeit driftet die Jamsession durch verzerrte Gitarren und ein immer komplexer werdendes Soundkonglomerat aber immer weiter aus der Lässigkeit heraus. Als eine Steigerung nicht mehr möglich ist, endet der Song noch abrupter als „Argent?" zuvor. Und dann bleibt nur noch Stille und eine Gewissheit: Floating Points ist genauso schwer zu fassen, wie sein Name es suggeriert.