Katzen gehören zu den edelsten, würdevollsten und geheimnisvollsten Tieren, die es gibt. Seit der Zeit des alten Ägypten werden sie verehrt und gefürchtet, geliebt und gehasst. Ihr Wesen ist undurchschaubar, dem Blick ihrer aufmerksamen Augen kann sich kam ein Betrachter entziehen.
Die ersten domestizierten Katzen wurden ähnlich wie Götter verehrt. In Ägypten wurden Katzen als Stellvertreter der Götter auf Erden angesehen. Man huldigte den Katzen, ließ sie mumifizieren und in Bronze gießen. Die erste ägyptische Katzengöttin, Mafdet, regierte von 2500 bis 2280 v. Chr. Die altägyptische Himmelsgöttin Nut wurde ebenfalls mit einem Katzenkopf abgebildet, und der Sonnengott Ra wurde auch „Die Große Katze" genannt. Die berühmteste Katzengottheit aber war Bastet, die Göttin des Feuers und des Mondes. Ihr zu Ehren weihte man die Stadt Bubastis, in deren Tempelanlagen lauter Katzen lebten, die von Priesterinnen umsorgt wurden. Jedes Frühjahr pilgerten viele hunterttausend Gläubige zu der Kultstätte von Bastet und feierten dort ein großes Fest.
Es war strengstens verboten, Katzen aus dem alten Ägypten zu exportieren. Eine Legende erzählt, dass ein Gruppe griechischer Händler im Jahr 1500 v. Chr. rund ein Dutzend Katzen aus Ägypten hinaus schmuggelte, sie zu züchten begann und über mehrere Länder verbreitete. Im 1. Jahrhundert v. Chr. waren Katzen bereits beliebte Haustiere und durch die Römer fand die Sitte, sich eine Hauskatze zu halten, auch in Nordeuropa Verbreitung. In China gab es Hauskatzen ungefähr ab 400 vor unserer Zeitrechnung. Katzen galten dort als Symbol des Friedens, des Glücks und der Häuslichkeit. In Japan waren Katzen so wertvoll, dass man ihnen nicht erlaubte, sich frei zu bewegen. Katzenbesitzer führten die Tiere daher stets an einem seidenen Band mit sich herum. Erst im 17. Jahrhundert, als eine Ratten- und Mäuseplage die japanischen Kornkammern verwüstete und auch die Seidenindustrie bedrohte, erließ der japanische Kaiser die Anordnung, alle Katzen frei laufen zu lassen. Die japanische Wirtschaft wurde dadurch gerettet.
Im finsteren europäischen Mittelalter wurden Katzen dagegen „Tiere des Teufels" genannt und gnadenlos verfolgt. Am Ende des 14. Jahrhunderts war die europäische Hauskatze nahezu ausgerottet. Im gleichen Jahrhundert kamen durch Handelsschiffe aus dem Mittleren Osten Ratten ins Land, die die Beulenpest mit sich brachten. Fast die Hälfte der Bevölkerung starb den Schwarzen Tod. Seit dieser Zeit waren Katzen in den Häusern und auf den Straßen wieder gern gesehen. Es waren die guten Jagdeigenschaften der Katze, die sie und die Bevölkerung Europas vor dem Aussterben bewahrten. Man kann also ohne Übertreibung sagen, dass Katzen im Westen eine historische Rolle gespielt und zur Rettung der europäischen Zivilisation beigetragen haben.
In vielen Ländern Europas und in den USA gelten schwarze Katzen als Überbringer von Unglück; in England dagegen sind weiße Katzen Boten des Unheils. In Kanada glaubt man, dass Katzen deren Fell drei Farben hat, Unglück bringen. Die Japaner glauben, dass eine Langhaarkatze Glück bedeutet. Die Chinesen behaupten, je älter und hässlicher eine Katze sei, desto verheißungsvoller sei die Zukunft ihrer Besitzer. Nordeuropäer glauben, wenn eine Katze von links über den Weg läuft, so bringe das Unglück; wenn sie aber von rechts kommt, bringe das Glück. Als besonderes gutes Omen gilt es, wenn eine Katze aus freiem Willen ein Haus betritt. Die Indonesier glauben sogar, eine Katze könne Regen herbeizaubern, indem man sie mit Wasser übergießt.
Theophile Gautier schrieb einmal über seine Katze: Es ist nicht leicht, die Freundschaft einer Katze zu erwerben. Solch ein Tier ist philosophisch und geruhsam, hängt an seinen Gewohnheiten, liebt Ordnung und Sauberkeit. Eine Katze verschenkt seine Zuneigung nicht ohne weiteres, aber wenn, dann will sie Freund sein und nicht Sklave. Bei aller Zärtlichkeit bewahrt sie sich ihre Freiheit. Wenn du einmal ihr Vertrauen erworben hast, ist sie dein Freund fürs Leben. Sie teilt mit dir Stunden der Arbeit, der Einsamkeit und Melancholie und verbringt ganze Abende an deiner Seite, glücklich, bei dir zu sein und dich der Gemeinschaft der Artgenossen vorziehend.
Geschichte unserer Hauskatze - Glück, Unglück, Glaube und Legenden