08.12.16 | Digitale Multifunktionstafeln statt Kreidetafeln und Tablets statt Schulhefte auf der Schulbank - so könnte die Schule der Zukunft aussehen. Doch oft scheitert das digitale Klassenzimmer allein schon an einem schnellen Internetzugang. Deshalb kommen die Kultusminister der Bundesländer am Donnerstag in Berlin zusammen. Sie wollen eine Einigung darüber zu erzielen, welche digitalen Kompetenzen Schülern künftig vermittelt werden sollen. MDR AKTUELL hat sich vorab in Sachsen-Anhalt umgehört.
von Astrid Wulf, MDR AKTUELL
Geografie-Unterricht in der Heinrich-Heine-Gemeinschaftsschule in Magdeburg. Der Lehrer steht am Whiteboard, einer digitalen Tafel, die interaktiv genutzt werden kann. Bisher hat die Schule zwei davon. Schuldirektorin Ingrid Minning wünscht sich noch mehr, aber auch, dass die Lehrer besser ausgebildet werden. Es wäre beispielsweise "von großem Nutzen", Fortbildungen zwei Tage am Stück stattfinden zu lassen und nicht mehrmals drei bis vier Stunden nach dem täglichen Unterricht.
Das Land Sachsen-Anhalt will nach eigenen Angaben Lehrer weiterbilden, Schülern einen reflektierten und konstruktiven Umgang mit digitalen Medien beibringen und die technische Ausstattung verbessern. Denn neben einigen Vorzeigeschulen, die ganze Klassen mit Tablets ausgestattet haben, gibt es vielerorts langsame Internetverbindungen und veraltete Technik. Das weiß auch Sachsen-Anhalts Bildungsminister Marco Tullner (CDU): "Wir reden ganz oft über Digitalisierung und machen in den Schulen gelegentlich die Erfahrung, dass wir über Trockenschwimmen reden, weil die technischen Voraussetzungen noch gar nicht da sind."
Das Land müsse aber auch sinnvolle Digitalisierung im Blick haben. Ein Ipad in die Schule zu legen, sei schön, aber es müsse auch didaktisch und pädagogisch sinnvoll sein. Geld für die Pläne sei da, sagt Tullner. Zum einen gebe es EU-Mittel, zum anderen setze er stark auf den Bund.Der von Bundesbildungsministerin Johanna Wanka (CDU) angestrebte Digitalpakt sieht vor, mit fünf Milliarden Euro bis 2021 alle rund 40.000 Schulen in Deutschland mit W-LAN und Computern auszustatten. Damit will sie die Kommunen unterstützen, die eigentlich dafür zuständig sind. Das begrüßt auch Birke Bull, die bildungspolitische Sprecherin der Linkspartei im sachsen-anhaltischen Landtag. Dennoch sagt auch sie: Nachgelegt werden müsse, vor allem bei der Medienkompetenz der Lehrer. Außerdem müsse dafür gesorgt werden, "dass wir die digitale Spaltung überwinden. Das heißt, es gibt Familien, die sind ausgestattet mit modernster Computertechnik und es gibt Familien, in denen Computer ältester Art oder gar kein Computer da ist."
Und nicht nur damit werden die Lehrer in den digitalen Klassenzimmern konfrontiert. Die Pädagogen stehen laut Lehrerverbänden noch vor einem ganz anderen Problem. Es sei gängige Praxis, dass Lehrer die Pflege und Wartung der Hard- und Software übernähmen, kritisiert Thomas Gaube vom Philologenverband. "Das ist aus meiner Sicht, in Zeiten von akutem Lehrermangel, wo wir um jede Vertretungsstunde ringen, unverantwortlich, Lehrer Updates machen zu lassen.", sagt Gaube. Dafür werde dringend eine Regelung von Land und Kommunen gebraucht. Denn die teure, digitale Technik nütze nichts, wenn niemand da sei, um sie Instand zu halten und zu aktualisieren.
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