Astrid Diepes

Journalistin, Frankfurt, Stuttgart & Italien

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Literaturjobs abseits der klassischen Verlagsberufe Teil 5: Berufsfelder rund um Buchmessen und Autoren

Literaturjobs abseits der klassischen Verlagsberufe

Teil 5: Berufsfelder rund um Buchmessen und Autoren
Text: 
Astrid Diepes
14. Oktober 2015

Herbstzeit ist Lesezeit. So suchen jetzt wieder zahlreiche Buchliebhaber auf großen Messen nach neuen Lektüren. Aber wer organisiert eigentlich diese Großevents? Und wer sorgt dafür, dass wir Bücher in einer anderen als der Originalsprache lesen können? Das sind nur zwei der Bereiche aus der Literaturbranche, die wir Euch heute vorstellen.

Aufbau der Frankfurter Buchmesse (Bild: Frankfurter Buchmesse/ Alexander Heimann)

Die Frankfurter Buchmesse verspricht ab heute frischen Literaturgenuss. Bis zum 18. Oktober zieht der Besuchermagnet erneut viele Gäste aus aller Welt an. Die 65. Stuttgarter Buchwochen folgen vom 12. November bis 6. Dezember. Und in unseren nordischen Nachbarländern, genauer gesagt in Göteborg, stand Ende September wieder die bedeutendste skandinavische Buchmesse Bok & Bibliotek auf dem Programm. Große Buchmessen und kleinere regionale Literaturfestivals bringen vielfältige organisatorische Aufgaben mit sich. Jedes Jahr werden dafür helfende Hände gesucht. Bei einer Messetätigkeit kannst Du Kontakte in der Literaturbranche knüpfen und erste Berufserfahrung sammeln. Sie ist auch ein guter Einstieg, wenn Du später Literaturfestivals (mit-)veranstalten möchtest. Dafür solltest Du Dich für Literatur begeistern, engagiert bei der Sache sein, gerne selbst mit anfassen, den Umgang mit Menschen lieben und über viel Einfühlungsvermögen verfügen. Den Organisatoren/innen von Festivals wird es bestimmt nicht langweilig, denn es warten viele spannende Aufgaben: Sie wählen Autoren aus, halten mit Verlagen Kontakt, sichern die Finanzierung und planen Lesungen. Im Internet und in anderen Medien gilt es, die Werbetrommel zu rühren. Auch der Messeaufbau gehört dazu. Ein spannendes Festivalkonzept besteht aus einer guten Mischung von Nachwuchsschriftstellern/innen und bekannten Autoren/innen. Die Zielgruppe muss im Auge behalten werden: Sollen neue Leser/innen gewonnen werden oder richtet sich das Festival an alteingesessene Literaturliebhaber/innen?

Der ehemalige Fußballspieler Lilian Thuram bei der Buchmesse in Göteborg (Bild: Bokmässan)

Wer gerne organisiert, seine Stärken jedoch im Lehrbereich sieht, ist vielleicht für den Bereich Autorenfortbildung prädestiniert. Kurse für kreatives Schreiben bieten viele Universitäten und Volkshochschulen an, denn auch gestandene Schriftsteller/innen profitieren von Fortbildungen. Renommierte Dozenten/innen laden beim Literarischen Colloquium Berlin regelmäßig zu Workshops ein.

Was macht ein/e Autor/in, der/die ein vielversprechendes Manuskript geschrieben hat, aber Hilfe bei der Verlagssuche braucht? Dafür gibt es Literaturagenten/innen. Deren Aufgaben sind ebenfalls abwechslungsreich: Sie kümmern sich um Vertragskonditionen, um mögliche Lesereisen, Stipendien und Wettbewerbe, kurz: um die Interessen der Autoren/innen. Dafür punkten sie mit juristischem und wirtschaftlichem Wissen, Gespür für Literaturtrends und Kontakten in die Verlagswelt.

Damit ein größeres Publikum in den Genuss eines bestimmten Buchs kommt, übertragen Literaturübersetzer/innen (meist freiberuflich) beliebte Werke aus einer Fremdsprache in ihre Muttersprache. Die weitaus meisten Übersetzungen entstehen aus englischen und amerikanischen Originaltexten. Zu bedenken ist jedoch, dass auch die meisten Literaturübersetzer aus dem Englischen übersetzen und der Markt somit besonders umkämpft ist. Eine weitere, etwas exotischere Sprache lohnt also durchaus. Vor allem aber müssen Literaturübersetzer/innen über ein ausgeprägtes Allgemeinwissen und ausgezeichnetes Sprachempfinden verfügen.

In „Wie kommen die Bücher auf die Erde?“ wird der Entstehungsprozess von Büchern beschrieben (Bild: Dumont)

Freie Lektoren/innen teilen sich ihre Arbeitszeit (wie freischaffende Übersetzer/innen übrigens auch) unter Beachtung von festen Abgabeterminen selbst ein. Ihre Arbeit gleicht ansonsten denen von bei Verlagen fest angestellten Lektoren/innen. Sie sind die ersten Testleser/innen der Manuskripte und merken meist schon nach wenigen Seiten, ob es sich um ein vielversprechendes Buchprojekt handelt. Neben sehr guten Rechtschreib- und Grammatikfähigkeiten sollten sie ein ausgeprägtes Gespür für Stil sowie soziale Intelligenz und Kommunikationsfähigkeit mitbringen.

Wer kennt sie nicht, Fernsehkritiker wie den Literaturpapst Marcel Reich-Ranicki, den jüngst verstorbenen Hellmuth Karasek oder die beliebte Literaturkritikerin Elke Heidenreich? Neben dem Feuilleton in Zeitungen (Karasek startete seine journalistische Karriere bei der Stuttgarter Zeitung) und literarischen Radiosendungen sind TV-Programme wie „Das Blaue Sofa“ oder ehemals „Das Literarische Quartett“ wichtige Informationsquelle für Literaturinteressierte. Wenn Du als Fernsehkritiker/in arbeiten willst, solltest Du sehr viel lesen, selbst gerne schreiben und dabei kritisch bleiben, ohne Dich von der allgemeinen Tendenz der Berichterstattung beeinflussen zu lassen. Ein literaturwissenschaftliches Studium ist hilfreich, aber keine Voraussetzung.

Falls Du Dich im Literaturbereich bewerben willst, kannst Du dafür noch einmal in Ruhe alle fünf Teile unserer Reihe in unserem Archiv lesen. Im ersten Teil stellen wir die klassischen Verlagsbereiche Lektorat, Redaktion sowie Mediengestaltung Digital und Print vor. Weitere Verlagsberufe (Lizenzen und Rechte, PR, Gestaltung, Webdesign, Herstellung und Leitung) findest Du imzweiten Teil. Wenn Du selber schreiben möchtest, ist der dritte Teil besonders interessant für Dich. Im vierten Teil findest Du alles Wissenswerte rund um die Bereiche Buchhandel, Antiquariat, Zwischenbuchhandel und Bibliothekswesen.


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