Astrid Diepes

Journalistin, Frankfurt, Stuttgart & Italien

1 Abo und 1 Abonnent
Artikel

Der Einfluss des Imperium Romanum auf Südwestdeutschland Landesmuseum Stuttgart präsentiert bis 12. April "Ein Traum von Rom"

Text: 
Astrid Diepes
18. Februar 2015

Noch bis zum 1. März 2015 veranstaltet das Landesmuseum eine Faschingsaktion: Wer sich als Römer verkleidet oder mit einem römischen Accessoire kommt, darf zusammen mit einer Begleitperson kostenlos in die Ausstellung "Ein Traum von Rom".

Ausstellungen über das Römische Reich im Alten und im Jungen Schloss (Bild: Astrid Diepes)

Im Alten Schloss haben Besucher bis zum 12. April die Möglichkeit, sich in der Sonderausstellung "Ein Traum von Rom. Römisches Leben in Südwestdeutschland" über das Römische Reich zu informieren. Zur Sammlung gehören interessante Objekte wie Skulpturen, Bronzen, Wandmalereien, Mosaiken und Glasgefäße. Wohlhabende Bürger in den römischen Metropolen unserer Gegend schmückten zur Blütezeit des Imperium Romanum ihre Häuser mit diesen Luxusgütern. Rom, die ewige Stadt: Zu ihrer Blütezeit diente sie als Vorbild für Architektur und kulturelles Leben im gesamten Römischen Reich. Noch heute erstrahlt der städtebauliche Glanz des Imperium Romanum in vielen Städten Baden-Württembergs und Rheinland-Pfalz.

Vor dunkelroten Wänden, die dezent in warmes Licht getaucht sind, zeugen über 350 Exponate von der Pracht der Römer. Über das prominenteste Beispiel Trier, das sogar bis zur kaiserlichen Residenz aufstieg, informiert in der aktuellen Sonderausstellung ein neunminütiger Film. Dieser läuft im Naexus-Virtual-Space-Scope, einem kleinen runden Kino, das passend zu Rom an ein Amphitheater erinnert. Der Schwerpunkt der Ausstellung liegt allerdings darauf, wie das Vorbild Rom Trier und andere Orte samt deren Bewohner beeinflusst hat. Typisch für diese Städte sind das Forum als Zentrum des öffentlichen Lebens, das Theater und der Circus zur Unterhaltung sowie die Thermen als Wellnessbereiche. All diese Elemente finden sich auch in Trier mit Amphitheater, Augusta Treverorum, Barbarathermen, Kaiserthermen und der Basilika wieder. Das Stadttor, die sogenannte Porta Nigra, zeugt ebenfalls vom Einfluss Roms. Außerdem durften den Göttern geweihte Tempel nicht fehlen. Da die Kindersterblichkeit hoch war, sollte durch Kinderstatuen der Schutz der Götter gewonnen werden.

Relief der Göttin Epona in Bad Cannstatt (Bild: Astrid Diepes)

Bei Reisen durch das riesige Reich drohten verschiedene Gefahren. Nicht selten beendeten Raubüberfälle,  Unwetter oder Unfälle die Fahrt. Daher erbaten die Reisenden Schutz bei Epona, der Schutzgöttin der Pferde, Esel und Maultiere. Ein Relief mit Opferdarstellung, das aus Beihingen in Baden-Württemberg stammt, zeigt die Schutzpatronin. In Baden-Württemberg sind es Städte wie Rottweil und Ladenburg oder kleinere Ortschaften wie Güglingen, in denen heute noch das römische Vorbild zu erkennen ist. Bad Cannstatt diente den Römern als zentraler Straßenknotenpunkt. Das Straßennetz wurde auf eine Länge von beinahe 100.000 Kilometer ausgebaut, um Handel mit kulinarischen Köstlichkeiten wie Wein aus Südgallien, Datteln aus Syrien, Olivenöl und Fischsaucen aus Südspanien oder Austern aus dem Mittelmeer und dem Atlantik zu ermöglichen. Zusammen mit dem Bedarf an Marmor und Schönheitsprodukten ließ dies die Wirtschaft erblühen. Kosmetik wurde in extra dafür angefertigten bunten Kugeln oder Vögeln aus Glas aufbewahrt und transportiert.

480 n. Chr. war endgültig klar: "Der Traum ist aus." Für diesen Teil der römischen Geschichte verlässt der Besucher die warme rote Umgebung und betritt einen düster wirkenden Raum. Vor dunkelblauem Hintergrund wird hier der Untergang des Römischen Reichs dokumentiert.

Kosmetikbehälter im Römischen Reich bestanden aus Glas (Bild: Th. Zuehmer)

Ebenfalls im Alten Schloss findet zeitgleich im Kindermuseum die Mitmachausstellung "Römische Baustelle" statt. Der Nachwuchs ab vier Jahren kann hier selbst den Traum von Rom nachbauen. Spannende Aufgaben warten. So dürfen die jungen Gäste selbst ein Dach mit Ziegeln decken, ein Viadukt über einen Wassergraben bauen oder einen Flaschenzug bedienen. Über die gesamte Ausstellungsdauer entsteht im Kindermuseum ein gemeinsamer römischer Mosaikboden, zu dem jeder Gast ein Steinchen beiträgt.

Für Studenten kostet der Eintritt 7 Euro; regulär sind es 9 Euro. Die Karte berechtigt ebenfalls zum Besuch der Ausstellung "Legendäre Meisterwerke", in der die umfangreichen Sammlungen des Landesmuseums Württemberg präsentiert werden. Geöffnet ist täglich außer montags von 10 bis 17 Uhr. Am 14. März sind das Landesmuseum und 90 weitere Museen im Rahmen der Langen Nacht der Museen von 19 bis 2 Uhr geöffnet.

Passend zum Thema: Am 22. Februar, also am kommenden Sonntag, gibt es bei 3sat den Thementag "Welt der Antike". Los geht's morgens um 6 Uhr, das detaillierte Programm mit allen Dokumentationen und Spielfilme findet ihr hier.


Zum Original