40-Stunden Woche, sicheres Gehalt und 30 Tage Urlaub? Klingt verlockend und nach der Regel, mein Arbeitsalltag sieht jedoch oft anders aus. Nach acht Stunden Redaktion sitze ich noch abends am Blog, beantworte vor der Redaktionskonferenz am Morgen noch Emails und schreibe auch am Samstagabend einen Artikel. Urlaube wollen gut überlegt und geplant sein, schließlich verdient man as Freiberufler in dieser Zeit - richtig - nichts. Einen wirklichen Feierabend gibt es nur selten, Freizeit muss man sich immer wieder in Erinnerung rufen, Auszeiten einplanen - und trotzdem will ich selten tauschen. Schließlich habe ich vor allem eines: Spaß. Ich liebe meinen Job, die Flexibilität, die Eigenständigkeit.
Auch kann ich zum Arzt, zum Steuerberater oder an den See, wenn andere arbeiten. Wenn die Sonne scheint, setze ich mich auf die Terrasse, mein Laptop ist flexibel, genau wie ich. Wenn Freunde sich am Freitagmittag treffen, kann ich mit in den Biergarten, arbeite dafür abends noch ein, zwei Stündchen. Mein Job passt sich meinem Leben an. Das ist ganz wunderbar.
Job plus Freunde plus Spaß plus Freizeit plus FlexibilitätGeht es nach einem Zeit-Artikel, der diese Woche erschien und in den sozialen Medien unter meinen Freunden großen Anklang fand, geht es scheinbar vielen in meiner Generation wie mir: Sie arbeiten gerne, lieben ihren selbstgewählten Job. Glücklicherweise leben wir heute in einem Land, in dem fast jeder seinen Traumjob suchen und finden kann. Trotzdem wünschen sich laut Zeit auch immer mehr junge Leute, die nicht in der Kreativbranche arbeiten, mehr Flexibilität, freie Bestimmung, immer öfter Home-Offices. Statt 60-Stunden-Woche lieber 30-Stunden. Statt großer Karriere lieber Spaß an der Arbeit. „Wir wollen arbeiten, nur anders", heißt es in der Zeit.
Und ich stimme zu. Die starren Formen der Arbeitswelt haben ausgedient. Natürlich ist es in manchen Branchen schlichtweg nicht möglich, ganze Vormittage nicht zur Arbeit zu kommen und dafür nachts zu arbeiten. Doch ein Anfang wäre schnell gemacht, wenn Mütter ihre Kinder aus Krippe holen könnten, wenn diese schließt, Zeit mit ihren Kleinen verbringen und nach der Gute-Nacht-Geschichte nochmal an den Laptop gehen könnten.
In unserer Welt zerfließen die Sphären aus Arbeit und Privatleben wie die Milch und der Espresso in unserem Latte macchiato. Wir lesen auch nach Feierabend Arbeits-Mails, wollen dann aber im Büro auch Facebook nutzen dürfen. - Zeit OnlineSchließlich gilt noch immer: Wer heute freibestimmt arbeiten will, muss Abstriche machen. Unternehmen müssen langfristig umdenken. Weil Home-Offices noch wenig verbreitet sind, junge Frauen ab 28 in vielen Unternehmen als Risikogruppe zählen und flexible Arbeitszeiten für Mütter noch weit entfernt sind in Deutschland, bleibt für viele nur eines: Freiberufler-Dasein. Der Vorteil: all diese Annehmlichkeiten in Anspruch zu nehmen. Der Nachteil: keine Sicherheit, Existenzängste, viel Selbstdisziplin, kein Urlaubsanspruch. Nichtdestotrotz kann ich es mir derzeit nicht anders vorstellen. Ich habe tolle Arbeitgeber, flexible Zeiten und kann meinen Traumjob ausüben. Der Spaß an der Arbeit steht im Vordergrund.
Und ich wünschte, diese Freiheiten würden noch weitaus mehr Anklang finden. In den vielen Unternehmen, die händeringend nach jungen Menschen suchen. Wir, die Generation Y, setzt nicht mehr nur auf Karriere, Geld, großes Auto. Im Gegenteil: Lebensfreude, Freude bei der Arbeit, Freizeit und genügend Geld zum Überleben stehen mehr denn je im Vordergrund.
Elternzeit, Sabbaticals, flexible Arbeitszeiten, Home-Office: Wir sind anspruchsvolle Beschäftige, die alles möchten und am liebsten alles auf einmal: Beruf plus Freude plus Sinn. Karriere und Familie - und zwar für beide Partner. - Zeit Online.Doch ist das wirklich so? Viele meiner Freunde - außerhalb der Kreativ-Branche - streben noch immer die sicheren Jobs an. Wählen das viele Geld für 60-Stunden-Wochen, stehen morgens auf und gehen abends heim. Zeit für Freizeit, Hobbys und Freunde bleibt oft nur am Wochenende. Sind sie glücklich? Nicht immer.
Ich ermutige jeden, nur das zu tun, was man gerne macht, was einem Spaß macht. Den Job ausüben, wo alles stimmt, ob freiberuflich oder angestellt. Schließlich ist Arbeit ein Großteil unseres Lebens. Mit diesen Menschen verbringen wir die meiste Zeit, mit diesem Thema beschäftigen wir uns oft acht, wenn nicht mehr Stunden am Tag. Macht der Job keinen Spaß, ist das ziemlich viel Lebenszeit, die drauf geht. Für welchen Preis? Das gute Geld? Wer wird heute noch so reich, wie ein Kayne West oder eine Paris Hilton. Richtig, nur sehr wenige. Viel mehr steht im Vordergrund: das gute Leben. Zeit mit den Liebsten. Ein Job, der Freude und - im besten Falle - Freunde bringt. Der Weg mag steinig sein, aber er lohnt sich. Traut euch!
Und jetzt ihr? Was ist bei einem Job für euch wichtig?