Annika Kremer

Freie Journalistin, Rheinberg

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Anonymous Ukraine meldet sich im aktuellen Konflikt zu Wort - ngb

Im aktuellen Konflikt in der Ukraine meldete sich am vergangenen Montag auch Anonymous zu Wort. In einer vierminütigen Videobotschaft wandten sich ukrainische Aktivisten des Internet-Kollektivs an die Staatengemeinschaft.

In der Stellungnahme erklären die Hacktivisten allen Staaten den Cyberwar, die "sich in die inneren Angelegenheiten der Ukraine einmischen". Insbesondere betrifft dies die USA, die EU und das Staatenbündnis NATO.

In der Videobotschaft erklärt "Anonymous Ukraine", dass sie "den Frieden und das Recht der Völker auf Selbstbestimmung unterstützen". Sie distanzieren sich außerdem von gewalttätigen rechtsextremen Demonstranten und betonen, dass diese nicht den Willen der ukrainischen Bevölkerung vertreten. Anonymous spricht sich dafür aus, dass die ukrainische Bevölkerung ihr Schicksal selbst und ohne internationalen Druck bestimmen kann.

Die Hacktivisten veröffentlichten außerdem E-Mails der ukrainischen Opposition. Unter anderem umfasst dies Korrespondenz des Oppositionsführers Vitali Klitschko. Die E-Mails, so Anonymous, sollen belegen, dass Klitschko "eine Marionette des Westens ist und über Zwischenhändler in Litauen finanziert wird". Der Politiker habe "über seine deutschen Bankkonten in Deutschland den Staatsstreich mit gefördert", was durch die E-Mails bewiesen werde, schreiben die Hacktivisten. Diese Art westlicher Einmischung werde "die Ukraine ins Chaos stürzen". Die Echtheit der veröffentlichten Informationen ist bislang nicht verifizierbar.

Ferner appelliert "Anonymous Ukraine" in der Botschaft an den Präsidenten. Die Menschen in der Ukraine fordern Präsident Janukowitsch auf, "die Ordnung wiederherzustellen". Die Hacktivisten versprechen, "auf alle Web-Ressourcen der westlichen Söldner und Faschisten einzuschlagen". Die Ukraine solle kein "Diener der NATO" sein, betonen die Anons.

Zu berücksichtigen ist, dass das Label "Anonymous" und die zugehörige Symbolik von jedem Internet-Nutzer für ihre politische Meinungsäußerung und auch für hacktivistische Aktionen genutzt werden können. Dies liegt in der Natur des losen Kollektivs. Dementsprechend ist es durchaus denkbar, dass hier pro-russische Hacktivisten - oder gar von der russischen Regierung geförderte "Staats-Hacker - sich das Anonymous-Label für ihre Propaganda zu nutze machen, ohne dass dies der Mehrheit der Bevölkerung, der Internet-Nutzer oder der sich als Anonymous-Aktivisten verstehenden Ukrainer wiederspiegelt.

Interessant ist zweifellos die wieder einmal deutliche Beteiligung von Internet-Aktivismus, -Propaganda und -Hacking in einem politischen Konflikt. Zum Original