Die Ära der PS Vita nähert sich immer mehr dem Ende. Statt diese in einer Schublade zu verstauen, gibt uns Drinkbox Studios einen womöglich letzten Grund die Handheld-Konsole doch wieder herauszuholen.
Die Macher von Guacamelee bleiben ihrem Stil treu und bieten uns ein buntes, surrealistisches Spiel mit einem schönen Soundtrack, der uns durch das ganze Spiel begleitet. In Severed spielen wir die junge Sasha. Das Haus niedergebrannt, die Familie verschleppt. Mit einem blutigen Stumpf an Stelle des linken Arms sehen wir Sasha vor einem Spiegel stehen. Kurz darauf präsentiert uns ein unheimliches Monster ein Schwert, mit der Botschaft wir sollen unsere Familie finden und diese retten. Und schon starten wir in das Spiel.
Der bunte, surrealistische Stil des Spiels zusammen mit der schrecklichen Situation Sasha's, versetzen den Spieler in eine merkwürdige Stimmung. Mit Hilfe einer Minimap orientieren wir uns in den bunten Wäldern und verworrenen Dungeons. Durch den ständigen Blick auf die Karte, um sicher zu gehen das man tatsächlich in die richtige Richtung läuft, verliert das Spiel leider viel von der zuvor aufgebauten Atmosphäre. Eine Möglichkeit die Umgebung zu erkunden und sich generell in den schön inszenierten Umgebungen umzusehen, gibt es durch die sehr lineare Geschichte nicht. Während wir uns via Umgebungsrätsel durch einzelne Dungeons schlagen um unsere Familie zu finden, sind vor allem die Kämpfe das was den PS Vita Titel ausmacht.
Das Gameplay von Severed spielt sich wie eine Art Fruit Ninja, nur das wir statt Früchte die Gliedmaßen der Monster zerhacken. Anstelle wie üblich die Buttons zu verwenden, sind es bei Severed lediglich unsere Finger auf dem Touchscreen, die uns beim Kampf zur Verfügung stehen. Während sich viele vergangene Spiele oft scheuten, den Touchscreen der Vita als Gameplay-Mechanik zu verwenden, zeigt uns Drinkbox Studios, wieviele Möglichkeiten mit diesem Tatsächlich zur Verfügung stehen. Zwar ist es auf Dauer recht anstrengend die Finger in sämtliche Richtungen über den Bildschirm zu schleudern, dies steht jedoch nicht im Verhältnis zum Spaß, den ich dabei hatte.
Genre-technisch orientiert sich Severed eher an Hack n' Slash statt RPG. Zwar können wir Sashas Fähigkeiten wie ihr Schwert (und später auch Magie) in einem minimalistischen Skill-System aufwerten, der Fokus liegt jedoch immer auf der Verbesserung spezieller Kampfmechaniken. So ist es uns beispielsweise möglich Gegner mit einem Spruch zu betäuben, um diese dann problemlos anzugreifen. Das Hauptziel der Kämpfe besteht darin, die Attacken der einzelnen Monster mit einem gezielten Fingerstreich zu blocken. Danach greifen wir die Schwachstellen der Monster an. Je öfter wir die angegebenen Stellen hintereinander treffen, umso schneller füllt sich Sasha's Fokusleiste auf. Ist diese einmal aufgefüllt, so können wir dem Monster mit gezielten Angriffen den Rest geben. Dabei verlieren diese ihre Organe und Herzen, die wir für das Skill-System brauchen, oder um unsere Gesundheit ein wenig auffüllen. Es ist ein seltsam erfüllendes Gefühl, die Attacken der Gegner perfekt zu blocken, nur um diese danach mit gezielten Angriffen in die richtige Bildschirm Richtung zu erledigen.
Besonders schön ist hierbei die Gestaltung der einzelnen Monster, die mit dem Spielfortschritt immer ausgefallener werden. Auch die Anzahl der Gegner erhöht sich zum Ende hin stark. Hier kommt das Spiel meiner Meinung nach auch zum Höhepunkt, da wir jetzt auch strategischer vorgehen müssen. So müssen wir das Monster zu unserer rechten rechtzeitig blocken, nur um uns kurz darauf den linken Gegner zu stellen, ihn zu betäuben und danach anzugreifen. Während die Kämpfe in den ersten paar Stunden sich ein wenig eintönig gestalten, zeigt die Touchscreen-Mechanik mit ansteigenden Gegnern seinen tatsächlichen Wert und Spielspaß.
Hack n' Slash in schriller OptikMit Severed bringen uns Drinkbox Studios den potentiellen letzten guten Titel für die PS Vita. Lohnt es sich die alten Konsole noch einmal anzuschmeißen? Auf jeden Fall. Während viele Spiele in der Vergangenheit sich sehr eintönig gestalteten und generell schlecht umgesetzt wurden, zeigt das Indie-Studio noch einmal, was für Möglichkeiten in der kleinen Vita stecken.