Es gibt Momente im Leben, bei denen muss man sich entscheiden: Beatles oder Stones, Marvel oder DC, Windows oder Mac. Bei Smartphones ist das zum Glück nicht mehr so. Neben den ewigen Rivalen Apple und Samsung gibt es längst jede Menge weitere Hersteller, die Gutes zu bieten haben. Viele der Herausforderer kommen aus China, aber nicht alle. Das 2010 gegründete spanische Unternehmen Mundo Reader möchte unter der Marke BQ ebenfalls im Android-Markt mitmischen. Im vergangenen Jahr hat uns schon das BQ Aquaris M5.5 im Test gefallen. Auch das aktuelle Modell BQ Aquaris X macht eine gute Figur. In Sachen Verarbeitung, Ausstattung und Preis ist es eine echte Alternative zur beliebten A-Serie von Saumsung, wie mein Test zeigt.
Schniekes Gehäuse für große HändeDas BQ Aquaris X will die Symbiose aus den aktuellen Trends sein. Beim Design gelingt es dem smarten Telefon schon einmal ganz hervorragend: Mit seinem robusten Alu-Rahmen, der hochwertigen Kunststoff-Rückwand und der leicht abgerundeten Display-Deckglas wirkt es enorm edel. Der Eindruck ist viel hochwertiger, als ich für den recht moderaten Listenpreis von 299 Euro vermuten würde.
Das BQ Aquaris X verzichtet auf der Frontseite komplett auf echte Knöpfe und ersetzte diesen mit drei Touch-Buttons. An der rechten Seite finden sich Lautstärke- und Powerknopf. Eine LED auf der Frontseite gibt Auskunft über eingegangene Nachrichten oder Anrufe. Auf der linken Seite ist ein gut platzierter Steckplatz, der mit einer oder sogar zwei SIM-Karten bestückt werden kann. Alternativ könnt ihr neben einer SIM-Karte auch eine microSD-Karte einsetzen, falls der 32 GB große Speicherplatz (frei verfügbar: 23,5 GB) doch irgendwann zu knapp werden sollten. Die Kopfhörerbuchse ist oben angebracht, die Ladebuchse mit USB-C an der Unterseite.
Mit seinen 5,2 Zoll ist das BQ Aquaris X so groß wie zum Beispiel das Samsung Galaxy A5 (2017) oder das Honor 9. Damit gehört es zwar noch zu den moderat großen Smartphones. Doch zumindest für mich wirkt es dadurch schon recht massiv. Zumindest für kleinere Hände könnte es etwas mühsam werden, den Touchscreen in seiner ganzen Schönheit zu bedienen. Immerhin das Gerät mit 150 Gramm kein Schwergewicht.
Das Display bietet mit einer FullHD-Auflösung von 1.920 x 1.080 Bildpunkten und einer Pixeldichte von 424 ppi eine sehr scharfe Darstellung. Mit eine Leuchtkraft von bis zu 650 Nits (Herstellerangabe) ist es auch sehr hell. Zudem reagiert das Display sofort und ohne Verzögerung. Hier will man einfach streicheln, tippen, drücken, denn Spaß macht es allemal.
Bequem entsperren mit dem FingerAuf der Rückseite des Gehäuses befindet sich ein Fingerabdrucksensor. Er ist zur schnellen und sicheren Entsperrung des Smartphones gedacht. Ich entscheide mich auch bald dafür, den Sensor einzurichten - ich müsste sonst jedes Mal zwei Hände nutzen, um das großformatige Smartphone zu entsperren. Hingegen den Sensor erreiche ich bequem mit einer Hand. Mit mehreren Scans aus verschiedenen Winkeln wird das personalisierte Passwort eingerichtet, so dass ich nicht millimetergenau die Fingerspitze auflegen muss.
Die Fingerabdruckerkennung funktioniert in der Praxis erfreulich zuverlässig, das Telefon lässt sich im Nu entsperren. Trotzdem gibt es hier - sicherlich auch noch immer berechtigte - Sicherheitsbedenken. Wer keine Lust hat, seine Fingerabdruckdaten in die Welt hinauszuschicken, kann weiterhin die üblichen Methoden mit Zahlen- oder Mustercodes verwenden.
Die Kamera kann wasDer Bildchip der Hauptkamera kommt von Sensor-Platzhirsch Sony und löst mit 16 Megapixeln recht bildgewaltig auf. Die ebenfalls von Sony stammende Frontkamera schafft halb so viele Bildpunkte. Sowohl auf der Vorder- als auch auf der Rückseite ist ein Blitz integriert, mit dem Selfies auch im Halbdunkel gelingen.
Neben dem mittlerweile üblichen HDR-Modus verfügt die Kamera außerdem noch über eine Zeitlupen- und Zeitraffer-Funktion für die Videos. Hier ist der Kreativität für Videospielereien also keine Grenzen gesetzt. Die Bilder selbst sind im Kontrast in Ordnung, die Farben kommen jedoch etwas schlapp rüber, Nachbearbeitung ist hier beinahe Pflicht. Die Qualität ist ingesamt also zwar mehr als ordentlich. Doch warum die Zeitschrift connect (Heft 9/17) die Kameras in den Himmel lobt und sogar über die Qualität des Samsung Galaxy S7 hebt, kann ich zumindest in meinem Praxistest nicht nachvollziehen.
Viel Rechenpower, starker AkkuDas BQ Aquaris X läuft ab Werk mit dem aktuellen Android 7.1.1. Für Rechenpower sorgt ein Achtkern-Prozessor aus der Mittelklasse, der Qualcomm Snapdragon 626. Er taktet mit einer Rate von bis zu 2,2 Gigahertz. Mit seinen 3 GB großen Arbeitsspeicher läuft das Smartphone flüssig. Im Web und beim Youtube-Gucken muss ich keine Wartezeit mitbringen.
In Sachen Akkustärke kann das Aquaris deutlich punkten. Ganze 2,5 Tage hat es bei mir (in unregelmäßiger Benutzung) Dank seiner 3.100 Milliamperestunden-Power durchgehalten, bevor es an den Strom musste. Der Akku war Dank des neuen USB-Anschlusses des neuen Typs-C in unter 60 Minuten geladen - so will man das haben.
Stock-Android ohne schönes KleidBQ setzt beim Aquaris X auf natives Android der Version 7.1.1. Manche mögen es, wenn die Smartphone-Hersteller keine eigene Oberfläche als Grafikkleid überstülpen. In meinem Praxistest habe ich als langjährige Samsung-Nutzerin gemerkt, wie sehr ich mich daran gewöhnt habe, dass Hersteller die Menüs von Googles Betriebssystem verfeinern. Viele Funktionen muss ich erst suchen und mir sogar ergooglen. Wer ebenfalls an herstellerspezifische Oberflächen gewöhnt ist, dürfte den Umstieg auf das BQ Aquaris X als schwierig empfinden.
Test-Fazit BQ Aquaris X: Raus aus den Kinderschuhen!Abgesehen von der grobschlächtigen Menüführung bietet das BQ Auqaris X wirklich alles, was man sich wünscht. Die Performance ist großartig, der Akku langlebig, die Programme tun, was sie sollen, und die Kamera muss sich nicht vor besseren Modellen verstecken. Das BQ Aquaris X ist zu einem mehr als moderaten Preis erhältlich und sieht dabei auch noch mehr als vorzeigbar aus. Die Spanier könnten demnächst schon bei den ganz Großen mitspielen - das Zeug dazu haben sie auf jeden Fall. Das Smartphone wird nur online im Hersteller-Shop für 299 Euro vertrieben.
Images by Anne Jerratsch
About Anne Jerratsch ist freischaffende Autorin und Redakteurin bei den Netzpiloten und den Hello-Magazinen. Sie hat zeitgenössische und mittelalterliche Geschichte sowie Anglistik und Amerikanistik studiert und arbeitet, seit das erste Modem ins Elternhaus einzog, an irgendwas mit Medien. Sie bloggt und twittert als @keksmadam, mag und macht Podcasts und wirkt bei der nichtkommerziellen Hörspielvereinigung Die Neuvertonung mit.