Nein, man wünscht sich nicht, dass Frank Underwood einen vergisst. Kevin Spacey spielt den intriganten Hauptdarsteller von House of Cards. Er ist nur ein Grund, warum die Netflix-Serie momentan so beliebt ist. Ein anderer ist vielleicht auch Beau Willimon. Er ist der Showrunner der Serie - eine Art multitaskingfähiger Redakteur/ Schrägstrich verantwortlicher Produzent/Schrägstrich Chefautor/Schrägstrich Erfinder der Serie. Und er hat noch mehr zu sagen.
Das System birgt Konflikte. Schließlich ist es eine Einzelperson, die das letzte Wort hat. Aber die Showrunner arbeiten meistens in einem Team, dem Writers Room. Das sind die Autoren, die die Serie schreiben. So wird man überhaupt erst Showrunner: Man fängt an als einfacher Autor und arbeitet sich dann hoch, wird Co-Producer, Supervising Producer und so weiter.
In den USA sind einige Showrunner inzwischen selbst ziemlich bekannt. Zum Beispiel J. J. Abrams, der die Mysterie-Serie „Lost" gemacht hat. Und einer hat in den letzten Jahren ganz besonders viele Interviews geben müssen:
Heute wissen wir: Der Showrunner von Breaking Bad hat seinen Job sehr gut gemacht. Gilligan und die anderen Showrunner stehen für eine neue Art des Erzählens: Langes Storytelling, das weltweit seine Fans findet. Aber warum klappt das so gut, wenn einer die Alleinherrschaft über Konzept und Inhalt hat?
Es sind fiktive und komplexe Welten, in die man sich gerne begibt, von denen man mehr will. Die Geschichten sind lang, die Charaktere entwickeln sich oft langsam:
Macht, wie Frank Underwood sie hier in der zweiten Staffel von House of Cards beschreibt, könnte auch einer der Gründe sein, warum es in Deutschland keine Showrunner gibt. Bei uns will jeder seinen Job behalten: Regisseure, Redakteure und Produzenten. Keiner will Einfluss abgeben, schon gar nicht an eine zentrale Figur.
In Deutschland gibt es bei Serien immer wieder die Gefahr, dass man eine Idee entwickelt und dann der Autor oder der Produzent die Hoheit über die kreative Leistung beanspruchen, sagt Bettina Reitz, die Fernsehdirektorin des Bayerischen Rundfunks. Man stehe bei Fernsehserien in punkto Teamarbeit noch am Anfang und habe das noch nicht über Jahre hinweg lernen können wie in den USA.