Vorher stand der Schlagabtausch zwischen US-Präsident Donald Trump und dem nordkoreanischen Diktator Kim Jong Un im Mittelpunkt. Eine militärische Auseinandersetzung war in dieser Zeit nicht ausgeschlossen. Und plötzlich ging es noch darum, wann ein Gipfeltreffen zwischen Kim Jong Un und dem südkoreanischen Präsidenten Moon Jae-in stattfindet.
Man sah in Pyeongchang, dem Austragungsort der Olympischen Spiele, während der Wettkämpfe - abgesehen von den Biathlon-Wettkämpfen - kein Gewehr und keine Angst. Pyeongchang ist ja wirklich ein kleines Dörflein, es ist ungefähr so groß wie Dahlem. Es war sonnig, auch das passte zu der neuen gelassenen Stimmung.
Welche Szene von der Reise ist Ihnen besonders im Kopf geblieben?Bei einer öffentlichen Diskussion mit koreanischen Politikerinnen und Politikern ging es um die Frage, ob die deutsche Einheit ein Modell für Korea sein könnte oder nicht. Ein Politiker aus dem konservativen Lager sagte, die deutsche Einheit sei noch nicht vollzogen, woraufhin die deutsche Delegation mit großem Erstaunen reagierte. Bundespräsident Steinmeier blieb ganz ruhig und fragte nach; der koreanische Politiker erklärte, dass es keine Deutsche Einheit geben könne, da Österreich noch nicht in diese Einheit aufgenommen sei. Dieser konservative Politiker hatte offensichtlich ein ganz anderes Bild von der deutschen Einheit. Er wollte eigentlich die Ostpolitik des früheren Bundeskanzlers Willy Brandt diffamieren. Daraufhin erklärte der Bundespräsident, wie es in Deutschland während der Kanzlerschaft von Willy Brandt war, er klärte über die Konflikte in Deutschland und die Ostpolitik auf.
Was nehmen Sie von der Reise mit?Es hat sich gezeigt, wie wichtig es ist, die Arbeit im deutsch-koreanischen Beratungsgremium fortzusetzen. Auch aus der Sicht der Koreastudien ist es wichtig, in die Bundesregierung und den Bundestag differenzierte Informationen über Korea einzubringen. Wir arbeiten bereits stark daran, wie Erfahrungen der deutschen Vereinigung nach Korea transferiert werden können. Meiner Ansicht nach besteht die Aufgabe der Forschung aber nicht nur darin, diesen Wissenstransfer anzuregen, sondern auch, daran mitzuwirken, dass Frieden auf die koreanische Halbinsel kommt.
Die Fragen stellte Anne-Sophie Schmidt