„Ich freue mich, dass Marion Poschmann durch diesen Preis an ihre Alma Mater zurückkehrt", sagte der Vizepräsident der Freien Universität, Professor Klaus Mühlhahn, in seiner Rede. Poschmann wird als Gastprofessorin im kommenden Sommersemester ihr Wissen und ihre Erfahrung an junge Studierende aus Berlin und Brandenburg in einer literarischen Werkstatt am Peter-Szondi-Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft weitergeben. „Das Miteinander von Kunst und Erkenntnis ist kennzeichnend für eine Universität und für eine vitale, kreative Zivilgesellschaft", sagte Mühlhahn.
Poschmann beschäftigte sich zuletzt unter anderem mit ostasiatischen Lebenswelten, der Philosophie des Zen und der japanischen Teezeremonie - dazu passte das musikalische Begleitprogramm des Abends des „Ensemble Adapter": mehr Klang als Musik, erzeugt durch Vibraphon und Almglocken, durch Harfe, Schlagzeug und Elektronik. Auch die offizielle Preisverleihung bot ein besonderes Bild: Fast ehrfürchtig, demütig und nachdenklich wirkte Poschmann, als der Regierende Bürgermeister Berlins und Vorsitzende des Rates der Stiftung Preußische Seehandlung Michael Müller die Jurybegründung verlas. Ganz so, als spiegelte sie das Verlesene in ihrem Äußeren: „Marion Poschmann gestaltet ihre Texte in einer Sprache, die ruhig, besonnen, feinsinnig und voller verblüffender Details ist."
Müller schlug die Brücke zwischen den zeitlos anmutenden Naturbetrachtungen in Poschmanns Texten und dem oftmals nüchternen Alltag. „Wir leben in einer Zeit, deren Deutung nicht immer leichtfällt. In diesen Zeiten hilft uns die Literatur, Unsicherheit und Widersprüche besser zu erfassen, sie fördert Einfühlungsvermögen und schärft den analytischen Blick."
Jedoch nicht nur der harte Stoff wie etwa Tagespolitik trage zur präzisieren Wahrnehmung bei, das werde an Marion Poschmanns Texten deutlich, sondern auch poetische Betrachtungen von Mond, Wolken und Himmel. „Dass Marion Poschmann in der Nachbarschaft einer Großbaustelle Naturgedichte schreiben kann, zeigt, dass auch eine Metropole wie Berlin ein fruchtbarer Ort ist, um über die Natur nachzudenken", sagte Michael Müller.
Am 25. April wird die Autorin ihre Antrittsvorlesung an der Freien Universität halten, das Thema: „Wappentier Qualle. Zur Poetik des Bildes". Ein Stoff, der ganz zu ihrem bisherigen Schaffen passt: Er verspricht Witz und ungewohnte gedankliche Verknüpfungen von Bekanntem.