Quantencomputer könnten bald schon die meisten Verschlüsselungen knacken. Das macht sie zu einem Sicherheitsrisiko für Kryptowährungen. Forscher arbeiten bereits daran, dass das neue Computerzeitalter nicht das Ende von Bitcoin wird.
Die Erwartungen an die Quantencomputer sind groß. Da diese neuen Rechenmaschinen ganz anders als normale Computer funktionieren, können sie Aufgaben erfüllen, die deren Fähigkeiten bei weitem übersteigen: Das Verhalten von Atomen berechnen, um nur ein Beispiel zu nennen, damit neue Medikamente, Düngemittel oder supraleitende Materialien entwickelt werden können. Klingt eigentlich gut. Aber leider haben Quantencomputer nicht nur Vorteile.
Trotz all der Vorfreude auf diese neue Technologie warnen inzwischen immer mehr Experten davor, dass die Supercomputer auch zum Sicherheitsrisiko werden könnten. Einer davon ist Quantenforscher Michele Mosca. Im WIRED-Interview sagt er, dass Quantencomputer sich besonders gut dazu eigenen würden, bestimmte mathematische Aufgaben zu lösen, die herkömmlichen Systemen sehr schwer fallen würden: „Alle gängigen Sicherheitsverfahren im Internet basieren auf der These, dass derzeitige Rechner Jahre brauchen, um eine sehr große Zahl - die zur Verschlüsselung genutzt wird - in ihre Faktoren zu zerlegen." Für Quantencomputer gilt das nicht mehr. Diese Faktoren-Aufgabe ist für die Supercomputer trivial. Und das wird jetzt zu einem Problem für Kryptowährungen.
Wenn jemand heute einen voll funktionsfähigen Quantencomputer hätte, könnte er viel Geld stehlen
Tim Ruffing, Universität des Saarlands„Wenn jemand heute einen voll funktionsfähigen Quantencomputer hätte, könnte er viel Geld stehlen", sagt Tim Ruffing, Doktorand von der Universität des Saarlands. Wann genau aber dieser Moment eintreten wird, weiß auch er nicht. Doch ein Forscherteam warnte 2017: Sollten keine Gegenmaßnahmen getroffen werden, könnte Bitcoin bereits in zehn Jahren nicht mehr funktionsfähig sein.
Das Problem dabei sind die Signaturverfahren, mit denen beispielsweise Bitcoin-Besitzer bei einer Transaktion nachweisen, dass sie das Kryptogeld tatsächlich besitzen. Quantencomputer können die dafür notwendigen digitalen Signaturen problemlos fälschen. Das macht Transaktionen angreifbar: Ein Quantencomputer könnte Bitcoin-Überweisungen manipulieren. Normale Rechner haben hingegen für solche Manöver bei weitem nicht genügend Rechenleistung. „Der Quantencomputer ist beim Brechen der digitalen Signaturverfahren so schnell, dass praktisch keine Hoffnung für Sicherheit mehr besteht", sagt Ruffing.
Läuten die Quantencomputer also das Ende der Kryptowährungen ein? Nur, wenn nichts unternommen wird, um sie zu sichern. Die gute Nachricht ist: Grundsätzlich ist es kein Problem, eine Kryptowährung so umzustellen, dass sie quantensicher ist. „Der Aufwand ist gar nicht so groß", sagt Ruffing. Man muss dafür die einzelnen Komponenten, aus denen die Kryptowährung besteht, neu schreiben. Ein klarer Standard dafür hat sich aber noch nicht etabliert. „Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die aber noch nicht so stark erprobt sind, wie die herkömmlichen Verfahren", sagt Ruffing.