Unternehmen haben heute auf mehr Daten Zugriff als je zuvor. Trotzdem treffen sie schlechte Entscheidungen. Der Grund: Viele Daten alleine nutzen nichts, wenn der Kontext fehlt, sagt Tech-Expertin Tricia Wang im Interview.
Ginge es Nokia heute besser, wenn das Unternehmen auf Tricia Wang gehört hätte? Wang ist „Technologie-Ethnographin" und zeigt Firmen, wie sie mit Hilfe von Daten Menschen verstehen. Big Data alleine, so erkannte Wang auch in ihrer Zeit bei Nokia, reicht dazu nicht. Welche Daten Firmen oft übersehen, welche Konsequenzen das hat, und ob Big Data gefährlich für die Demokratie ist, darüber spricht Wang im Interview.
Tesco hatte nicht verstanden, dass die Menschen dieses Preissystem unfair finden würden
Tricia WangDu musst nach Signalen Ausschau halten, dass etwas passieren wird oder etwas passiert, auf das niemand achtet.
Tricia WangWIRED: Welche Daten hält das Unbekannte bereit? Wang: Man muss versuchen, etwas zu verstehen, das gerade erst im Kommen ist. Du musst nach Signalen Ausschau halten, die zeigen, dass etwas passieren wird oder etwas passiert, auf das niemand achtet. Menschen, ihr Geschmack und Verhalten, sind dabei oftmals am Schwierigsten vorauszusagen. Doch ihre Gefühle übersetzen sich in Marktverhalten. Jedes Mal, wenn wir etwas kaufen, ist das nicht nur eine finanzielle Transaktion. Der Kauf basiert auch auf einer Entscheidung, die mit deiner Identität zu tun hat. In meiner Firma Sudden Compass nennen wir das den „networked-consumer". Man muss die Identitäten der Kunden verstehen, mit wem sie interagieren und von wem oder was sie beeinflusst werden. Das alles ist sehr schwer in Big Data zu quantifizieren.